Wer kennt nicht das typische englische Frühstück — Eier, Würstchen, Schinken, Tomaten, Pilze, Bohnen in Tomatensauce, Kartoffelrösti und Toast? Hier in Schottland ist das Frühstück ähnlich, aber nicht gleich. Hash Browns (das Kartoffelrösti) findet man hier selten, dafür ziemlich oft Black Pudding (Blutwurst mit Getreide — muss für Zölis also extra als glutenfrei ausgewiesen sein). Sehr gängig ist auch Lachs, der zu den Eiern in jeglicher Form serviert wird, oder auch Bücklinge. Die Baked Beans hingegen sind nicht überall im Frühstücksangebot zu finden.
Dann war da noch Porridge — ein oft mit Milch zubereiteter Haferbrei, der warm serviert wird. Meistens wird er als eine Art Vorspeise vor dem restlichen Frühstück (Eier, Würstchen, Schinken etc.) gegessen. Zölis müssen auch hier darauf achten, dass für sie glutenfreier Hafer verwendet wird — manche Unterkünfte bieten es an.
Luxus-Schlafen: Prequel und Fortsetzung
Vor den Luxus-Nächten haben wir in der Nähe des Loch Tay in einem sehr gut bewerteten kleinen B&B übernachtet: das Coshieville House bei Aberfeldy, nördlich vom Loch Tay. Ein schönes altes Haus, mit schönen und sehr sauberen Zimmern und wirklich netten Inhabern, die sich um alles kümmern. Das dortige Frühstück in Glutenfreier Version war gar kein Problem, man hatte sogar glutenfreies Toast für uns.
Wie bereits angekündigt haben wir danach zwei Nächte im Banchory Lodge Hotel verbracht. Es war ein klasse Aufenthalt! Teilweise wird das Hotel gerade renoviert, das stört jedoch kaum. Die gesamte Belegschaft ist sehr freundlich und höflich (ich bekam ein fröhliches “Good morning, Sir!”) und sehr bemüht. Das Zimmer ist sehr geräumig, extrem gut ausgestattet, sehr sauber und geschmackvoll eingerichtet.
Das Restaurant macht hervorragende Gerichte, bekommt auch Glutenfrei hin, wenn man es dazu sagt, und ist preislich zwar nicht günstig, aber auch nicht teuer. So gehobene mittlere Preisstufe würde ich sagen. Als ihnen ein Fehler unterlaufen war (glutenhaltige Keks-Brösel auf dem Nachtisch!) haben sie anstandlos und schnell die Gerichte ausgetauscht und sich wortreich entschuldigt. Das Essen war hervorragend und besonders erwähnenswert ist der von Haus aus glutenfreie Schoko-Kuchen, den es zum Nachtisch gab:
Wir haben für zwei Abendessen zu zweit (jeweils eine Vorspeise, zwei Hauptgerichte, zwei Nachspeisen, beide Male Wein, ein Baileys) und einmal glutenfreies Frühstück für zwei Personen (einmal haben wir Picknick gemacht) insgesamt £152 (ca. 170€) bezahlt.
Das Hotel liegt sehr schön auf direkt am Fluss Dee — sehr malerisch! Man nimmt sich dort selbst nicht so ganz ernst. Die Kellner laufen in Livree und Jeans herum. An den Wänden hängen Bilder von Tieren als Stars. Im Restaurant gibt es eine Tapete, die wie lauter kleine, dick mit Goldrahmen versehene Bilder aussieht. Jemand hat dann manche der Tapetenbilder mit echten kleinen Goldrahmen-Bildern überhängt — teilweise auch die Star-Tiere. Zwischen alten Meisterwerken im Frühstückszimmer hängt ein altes Foto von Schafen. Der Fuchs als Maskottchen des Hotels ist auf Schildern, Menüs und in Form von kleinen Plastiken überall präsent.
Wir mochten das Hotel sehr gern und fühlten uns dort auch sehr wohl. Das wäre auf jeden Fall nochmal ein Stopp bei der nächsten Schottland-Reise wert.
Essen mit Aussicht
Während unseres Aufenthalts in Kenmore Sonntag Abend waren wir natürlich auch Essen. Unsere landlady empfahl uns das Taymouth Marina Restaurant in Kenmore, ein Lokal direkt am Loch Tay.
Das Personal war sehr freundlich und man wusste gut über glutenfreies Essen und, ganz wichtig, mögliche Kontaminationsquellen Bescheid. So konnten wir es uns gefahrlos schmecken lassen.
Als Vorspeise hatten wir eine Continental Meat Platter mit leckerem Schinken, Salami und ähnlichem. Die Hauptspeise war für uns beide ein sehr gutes Sirloin Steak. Als Nachtisch hatte David eine witzige Kreation mit Beeren und Sauce, ich einen tollen Eisbecher.
Einziger Nachteil: das Lokal ist nicht billig.
Dafür war die Aussicht auf den See von unserem Platz aus traumhaft.
Eine ruhige Nacht: Alles aus einer Hand
Die nächste Nacht verbrachten wir mal ganz untypisch im Best Western Park Hotel in Falkirk. Wir haben diesen Umstand ausgenutzt und nach dem Check-In das Haus nicht mehr verlassen.
Das Hotel-Restaurant hatte genügend glutenfreie Möglichkeiten für uns. Abwandlungen waren auch kein Problem. So hatten wir dort ein sehr günstiges Abendessen, das aber sehr lecker war. Besonders hervorgetan hat sich die Küche damit, dass sie einen glutenfreien Nachtisch gezaubert hat, der nichtmal auf der Karte stand: Mississippi-Kuchen. Das ist eine Art Schokoladen-Rührkuchen, der im Grundrezept schon glutenfrei ist. Die Hotelküche hat den mit einer unheimlich leckeren, warmen Schokoladenmasse übergossen, was die Angelegenheit auf grob geschätzte 800 Kilokalorien pro Gabel gehoben hat. Aber es schmeckte genial und sah auch gut aus:
Danach haben wir es uns bei Irn Bru, Bayley’s und Tee in der Lounge gemütlich gemacht und die gestrigen Blogeinträge geschrieben.
Das Frühstück am Morgen war sehr angenehm. Man hatte glutenfreies Toast für uns und alle anderen Bestandteile eines großen schottischen Frühstücks gab es als Buffet, so dass man sich genau das nehmen konnte, was glutenfrei war oder eben dem eigenen Geschmack entsprach. Zusätzlich habe ich hier das erste Mal Aufschnitt gesehen. Es gab Cheddar, einen weiteren Käse, Braten und Salami.
Übrigens ist das Restaurant sowohl für Frühstück als auch für Abendessen auch für Nicht-Gäste geöffnet.
Das Zimmer war sehr sauber und angenehm eingerichtet, wenn es auch etwas altmodisch aussah. Aber das Preis- / Leistungsverhältnis stimmte und wir haben prima dort geschlafen, denn es war auch sehr ruhig. Die Angestellten waren alle sehr nett und zuvorkommend.
Unsere Unterkunft in Hawick
Hawick ist die Stadt des Cashmere. Leider ist davon nicht mehr allzu viel zu sehen, heute ist es eine unspektakuläre Stadt, die aussieht wie viele andere auch. Wir hatten hier nur eine Unterkunft in angenehmer (Preis-)Lage gefunden, die gut bewertet war (4 von 5 Punkten).
Dies war das Elm House Hotel.
Leider hielt das Hotel nicht, was Bewertungen und Webseite versprachen. Das Gebäude selbst sieht von außen gut aus, das Personal ist auch sehr nett und freundlich. Wie die Zimmer im Haupthaus sind, weiß ich leider nicht. Wir waren im Anbau untergebracht (stand bei der Buchung auch dabei). Was nicht dabei stand war, dass die Zimmerreinigung wohl eher optional ist.
Das Zimmer war alt und etwas abgenutzt. Damit können wir in der Preiskategorie ja durchaus leben. Was jedoch gar nicht ging war die “Sauberkeit” des Zimmers. Es fanden sich an diversen Stellen Krümel und irgendwelche Reste. Der Beistelltisch für Tee war voller Zucker und anderer Reste. Auf den Kissen waren Flecken. Zwar roch alles frisch gewaschen, anscheinend waren das aber Flecken, die so einfach nicht mehr rausgingen. Auf der Unterseite der Bettdecke prangte ein großer brauner Streifen, den wir leider erst am Morgen bemerkt hatten. Im Badezimmer hatte anscheinend irgendein Gast an den Heizkörper gegenüber der Toilette gepinkelt. Die Tatsache, dass die Handtücher über dem Heizkörper hingen, führte zu sehr kreativer Handtuch-Nutzung, um das unterste schön da zu lassen, wo es war.
Als wir das am Morgen beim Check-Out den Damen am Empfang mitgeteilt haben, schauten sie sehr geschockt aus der Wäsche.
Baulich ist der Anbau übrigens auch kein architektonisches Meisterwerk: die Wände sind so dünn, dass wir den Fernseher von nebenan fast verstehen konnten. Aber nur fast — immerhin. Die alten Rohre machten — wenn sie zufällig die richtige Resonanz-Frequenz der Verkleidung trafen — einen Heidenlärm.
Das Frühstück hingegen war gut, wenn auch nicht außergewöhnlich. Man hatte sogar glutenfreies Brot für uns, auch wenn wir ziemlich kurzfristig gebucht hatten. Der kleine Parkplatz im Innenhof war sehr praktisch.
Unser Abendessen in Hawick war wirklich der Höhepunkt in der Stadt.
Food!
Gestern Abend haben wir sehr lecker im “The Mayfield” in Hawick gegessen. Glutenfreies Essen war kein Problem: es gibt Speisekarten, auf denen glutenfreie Gerichte und solche, die glutenfrei zubereitet werden können, markiert sind. Trotz allem lohnt es sich, je nach Gericht, noch einmal nachzufragen, da nicht alle Karten gleich markiert sind … Das Personnal ist aber sehr freundlich und fragt gerne beim Koch noch einmal nach, welche Speisen für Zölis in Frage kommen.
Mein Mann war vor allem mit der Nachspeise sehr glücklich: Leckeres Eis!
Heute Abend aßen wir im “The Crown Inn” in Biggar, wo wir gerade immer noch — Wein- und Baileys-trinkenderweise — sitzen. Auch das “Crown Inn” hat eine Speisekarte, in der von Haus aus glutenfreie Gerichte und glutenfrei abwandelbare Gerichte markiert sind. Hierzu gehören so leckere Gerichte wie geräucherter Lachs, Risotto oder auch Fajitas. Passende Nachspeisen sind auch verfügbar und sehr gut!
Zusätzlich haben wir ein neues Getränk kennengelernt: Irn Bru, das schottische Nationalgetränk, wie man uns versichert hat. Es ist ein Soft Drink, leuchtend orange gefärbt, der nach einer Mischung aus Brause und Kaugummi schmeckt. Sollte man durchaus einfach mal testen. Cheers!
Edinburgh — die Unterkunft
Unsere Unterkunft war das “Clan Walker Guest House”. Es wurde so genannt, weil alle Zimmer nach Clans aus den Highlands benannt worden sind. Passenderweise hatten wir das Zimmer des Clan MacKenzie.
Die Unterkunft war klein, aber fein in einem alten Haus untergebracht, das Zimmer hell und gut eingerichtet — mit einer schönen Aussicht durch das alte Fenster:
Unsere Gastgeber hatten auch kein Problem mit dem glutenfreien Frühstück. Wir hatten bei der Buchung schon unseren Glutenfrei-Bedarf angekündigt, und so waren sie darauf vorbereitet und hatten glutenfreies Vollkorn-Toast für uns. Das englische Frühstück ist teilweise sowieso glutenfrei, und so haben wir Toast, Rührei, Bacon, Pilze und gebratene Tomaten sowie Joghurt mit Blaubeeren und Honig verspeist.
Die Gastgeber sind sehr nett und haben sich wunderbar um alles gekümmert und bemüht.
Ein sonniger Nachmittag in Edinburgh
Nachdem wir Edinburgh Castle gestern verlassen hatten, nahmen wir einen der Hop-on/Hop-off Busse Richtung Holyrood Palace. Besagter Palast liegt inmitten netter Gärten am Fuße von Arthur’s Seat, einem ehemaligen Vulkan. Letzterer bietet einen imposanten Anblick und ein wunderbares Fotomotiv:
Holyrood House wird heute noch von der königlichen Familie zu offiziellen Zwecken genutzt. Die Queen hat hier vor einigen Jahren beispielsweise den damaligen Papst Benedikt empfangen. Doch auch aus historischer Sicht hat Holyrood House einiges zu bieten, sind mit ihm doch wieder große Namen wie Mary Stuart, Bonnie Prince Charlie oder James I. verbunden.
Das Gebäude ist auch aus architektonischer Sicht interessant und per Audioguide erfährt man viel über Bau, Einrichtung und historischer sowie gegenwärtiger Bedeutung des Palastes. Leider darf man im Innern nicht fotografieren, aber zumindest außerhalb des Palastes.
Sehr schön ist auch die alte Abtei, deren Überreste zum Palast gehören und einfach malerisch wirken:
Gegenüber von Holyrood Palace liegt das neu erbaute Schottische Parlament — ein sehr moderner Bau:
Nicht weit davon entfernt befindet sich Dynamic Earth, wo man die Geschichte und Entwicklung der Erde miterleben kann. Laut Besucherinformation ist Dynamic Earth besonders für Familien geeignet. Wir hatten uns überlegt, die Attraktion zu besuchen, uns aber dann doch für Holyrood House entschieden.
Edinburgh hat auch völlig andere Seiten: Wer in Newhaven aussteigt, ist direkt am Meer, umgeben von Möwen und dem typischen Geruch von Salzwasser. Sogar einen Leuchtturm gibt es hier:
Nach den vielen Besichtigungen hatten wir abends natürlich Hunger. Ein Restaurant musste her. Wir entschieden uns nach längerem Überlegen für das Field, eine wirklich sehr gute Wahl. Sehr gutes Essen in nettem Ambiente und mit gutem Service. Die meisten Gerichte waren von Haus aus glutenfrei und der Kellner wusste gleich, worum es ging und worauf zu achten war. Alles in allem ist das Restaurant nur zu empfehlen.
Nach dieser kulinarischen Abrundung eines abwechslungsreichen Tages fielen wir ziemlich müde — aber zufrieden — ins Bett in unserem Guest House.
Wer sich die Fotos genau ansieht, wird übrigens feststellen, dass der Nachmittag alles andere als verregnet war — wir konnten sogar die Sonne über Edinburgh genießen!
Edinburgh glutenfrei
Heute mussten wir nach unserer Ankunft in Edinburgh erstmal herausfinden, wo man hier glutenfrei Essen gehen kann.
Wer dem Englischen mächtig ist, findet dazu eine hervorragende Seite von einem Einheimischen mit Zöliakie, wo Cafés und Restaurants nach persönlichen Erfahrungen beschrieben werden. Auch allgemeine Infos und Tipps für glutenfreie Festival-Besuche gibt es.
Von daher nur zu empfehlen: http://glutenfreeedinburgh.com
Auf nach Edinburgh!
Nach einem viel zu frühen Weckerklingeln (06:00 Uhr, *schauder*) ging es für meinen Mann und mich kurz nach 08:00 Richtung Flughafen Weeze. Das Wetter war durchwachsen: kurze sonnige Lichtblicke wechselten sich mit einer mehr oder weniger dichten Wolkendecke ab und manchmal nieselte es leicht.
Immerhin war am Flughafen nicht besonders viel los, nachdem er am Wochenende aus allen Nähten geplatzt war (Parookaville Festival). Wir konnten es uns also ganz in Ruhe am Gate gemütlich machen und auf unseren Flug warten. Das sah dann so aus:
Über den Wolken (wo die Freiheit noch grenzenlos ist, wenn man Reinhard Mey glauben darf) schien dann immerhin die Sonne. Hielt nur leider nicht lange an, denn das Wetter in Edinburgh war nicht viel anders als in Weeze, außer dass es ein paar Grad kühler war.
Nach erfolgreicher In-Empfang-Nahme unseres Mietwagens ging es langsam (tatsächlich langsam, musste der arme David sich doch erst wieder an den Rechtslenker gewöhnen) Richtung Edinburgh und City Centre beziehungsweise erst einmal zu unserer Unterkunft, dem Clan Walker Guest House. Nach einer kurzen Erholungsphase ging es dann endlich ins Stadtzentrum, wo wir uns ein Lokal mit glutenfreien Gerichten ausgesucht hatten: das Hamilton’s. Nicht alle Gerichte sind glutenfrei verfügbar, aber doch genug, um etwas Leckeres zu finden. Sowohl der Mann als auch ich waren mit unserer Wahl sehr zufrieden (chicken/lamp rump) und genossen nicht nur das Essen, sondern auch die freundliche Atmosphäre im Lokal.
Schon vorher hatten wir uns in einem Laden namens Holland & Barrett — the good life mit glutenfreien Leckereien (z.B. von Mrs. Crimbles) eingedeckt. Ein bisschen Proviant kann schließlich nie schaden, und warum soll es nicht etwas Leckeres sein?!
Morgen steht dann die Stadtbesichtigung auf dem Plan — wir sind schon gespannt.