Kroatisches Kuriositäten-Kabinett

Wie immer brin­gen Urlaubs­rei­sen auch kurio­se Erleb­nis­se mit sich, wie man an den Fotos oben sehen kann. Selt­sa­me Auf­kle­ber an Müll­ei­mern und Later­nen­pfäh­len oder komi­sche Inschrif­ten sind nur ein klei­ner Aus­schnitt aus dem Kurio­si­tä­ten­ka­bi­nett. Häu­fig hier zu sehen sind auch Wer­be-Sti­cker vom Land Baden-Würt­tem­berg, die wir aber bis­her nicht foto­gra­fiert haben. Man sehe und staune. 

Natur und zwangsweise Renaturierung

Im Lau­fe der Zeit hat Kroa­ti­en viel mili­tä­ri­sches gese­hen und dem­entspre­chend sind vie­le mili­tä­ri­sche Bau­ten hier zu fin­den. Nun haben wir eine län­ge­re Zeit des Frie­dens erlebt und das, was nicht mehr genutzt oder benö­tigt wird, ist dem Ver­fall über­las­sen worden.

Wir haben die Halb­in­sel des Stadt­teils Sto­ja im Süden Pulas erkun­det. Vie­les ist mili­tä­ri­sches Sperr­ge­biet und kann nicht so ein­fach *hust* erkun­det wer­den (der Zaun endet 40m vom Ufer ent­fernt, man könn­te also, wenn man woll­te, dort recht weit kommen…)

Die­se Halb­in­sel bie­tet eini­ges an schö­ner Natur und auch eine schö­ne Schwimm­bucht gibt es dort (die sich an besag­ter Stel­le auch in die Mili­tär­zo­ne erstreckt. Stört aber nie­man­den). Inmit­ten die­ser Natur par­ken Autos und ste­hen alte Rui­nen teils unbe­kann­ter Bestim­mung (an denen sich krea­ti­ve Graf­fi­ti-Künst­ler aus­ge­las­sen haben):

Bei der ers­ten Rui­ne die jetzt Park­platz ist, ver­mu­ten wir eine Unter­kunft. Es gab ein­zel­ne Räu­me, eine klei­ne Woh­nung (zwei Zim­mer KDB), einen nicht mehr zugäng­li­chen Kel­ler, eini­ge Räu­me (mit Wasche­cke), Gemein­schafts-Toi­let­ten und einen klei­nen Hof. Die vier Brief­käs­ten am Ein­gang deu­ten auf meh­re­re Bewoh­ner hin.

Die zwei­te Rui­ne ist Fort Ovina, laut Inter­net eine Öster­reich-Unga­ri­sche Fes­tung, die der Ver­tei­di­gung Pulas dien­te. Mitt­ler­wei­le ist die Rui­ne sehr zuge­wach­sen, aber -> hier gibt es noch eini­ge Bil­der von außen zu sehen. Wer die Rui­ne erkun­den möch­te, soll­te eine Taschen­lam­pe mit­neh­men, dann kann man auch den Trep­pen nach oben fol­gen und hat vom Dach aus einen schö­nen Blick auf den Park­platz und Rui­ne Num­mer eins (von hier ist das ers­te Bild entstanden).

Auf dem Hügel hin­ter dem Fort dann ein klei­nes Bau­werk, das wohl Toi­let­ten, eine Essens­aus­ga­be (Kiosk?) und ähn­li­ches beher­berg­te. Das Graf­fi­ti belegt: auch der Ruhr­pott war hier!

Der Rest der Halb­in­sel hat noch eini­ge Forts (laut Goog­le), die im Sperr­ge­biet lie­gen, wo man nicht so ein­fach her­an­kommt (außer zu Fuß, über schma­le Pfa­de, von der Küs­te aus), aber beein­dru­cken­de Fel­sen und Aussichten:

Erste Eindrücke

Vor­ges­tern ging es mit dem Flug­zeug von Weeze aus nach Pula / Kroa­ti­en. Die Anrei­se ver­lief pro­blem­los und bereits im Flie­ger ent­stan­den die ers­ten Fotos der medi­ter­ra­nen Hafen­stadt — zumin­dest aus der Vogelperspektive. 

Das Wet­ter ist warm und son­nig, aber nicht unan­ge­nehm heiß. Die­sem Umstand ist wohl auch die Tat­sa­che geschul­det, dass man hier sehr vie­le Ech­sen beob­ach­ten kann. Sie flit­zen über Mau­ern, Pflas­ter­stei­ne und sogar mal eben über die Stra­ße. Da die Tier­chen recht flink sind, ist es nicht so ein­fach, sie mit der Kame­ra einzufangen. 

In Pula gibt es sehr vie­le Eis­die­len, die auch unge­wöhn­li­che Geschmacks­rich­tun­gen (z.B. Laven­del) anbie­ten. Auch zum Shop­ping lädt die Stadt ein. Beliebt ist unter ande­rem der Quiet­sche-Enten-Laden ‘Duck Bou­tique’. Hier gibt es für jeder­mann die pas­sen­de Badebegleitung.

Duck Bou­tique in Pula — Pluck your Quack

Neben zahl­rei­chen Eidech­sen hat es hier auch vie­le Kat­zen. Stö­ren las­sen sie sich nicht so ein­fach — weder von den Ein­hei­mi­schen, noch von den Tou­ris­ten. Manch­mal befin­den sich die Tie­re ein­fach mit­ten­drin im Gewühl und blei­ben da auch. 

Miau!

Über­all in Pula fin­det man Ecken, wo es far­ben­froh blüht. Parks und alte Bäu­me ver­schaf­fen Erleich­te­rung von der Wär­me und spen­den Schatten. 

Kurz zusammengefasst

Ges­tern und heu­te haben wir es ruhig ange­hen las­sen. Wir haben ganz stress­frei das schö­ne Wet­ter und die zeelän­di­sche Land­schaft genossen. 

Ges­tern sind wir vor allem durch die Dünen von Oost­ka­pel­le gewan­dert und schließ­lich kur­zer­hand noch ein­mal nach Dom­burg mar­schiert. Abends sind wir am Strand ent­lang zurück gelaufen. 

Heu­te sind wir durch Zie­rik­zee, ein klei­nes Städt­chen in Zee­land, gebum­melt. Es gibt hier reich­lich alte Häu­ser und ande­re archi­tek­to­ni­sche Sehens­wür­dig­kei­ten zu gucken. Net­te Cafés und Loka­le laden zum Ver­wei­len ein und ver­sü­ßen einem den Stadtrundgang.

Beson­ders nett fan­den wir die­sen Frosch­brun­nen, der auf unse­rem Rück­weg lei­der zu einem Schaum­bad gewor­den war, weil irgend­je­mand Spül­mit­tel oder ähn­li­ches hin­ein­ge­kippt hatte … 

Zweiräder und die Geschichte

Hier in Oost­ka­pel­le ist man auf dem Gebiet der Gemein­de Vee­re. Vee­re selbst wur­de im Netz als schö­nes, altes Dorf bewer­tet, also haben wir uns gedacht: das schau­en wir uns mal an!

Nun ist Vee­re nicht all­zu weit weg, wir haben uns also für den kli­ma­freund­li­chen Weg nach alter nie­der­län­di­scher Tra­di­ti­on ent­schie­den: das Fahr­rad. Nach­dem wir an der Rezep­ti­on unse­rer Unter­kunft zwei Räder bekom­men hat­ten, mach­ten wir uns auf den Weg. Etwa eine Stun­de spä­ter waren wir die 14 Kilo­me­ter nach Vee­re gera­delt und wur­den vom dor­ti­gen Yacht­ha­fen begrüßt:

Der Yacht­ha­fen von Veere

Die schö­ne alte Stadt hat auch nied­li­che Gäss­chen und schö­ne alte Häus­chen. Es gibt auch ein Muse­um im alten Rat­haus (ein beein­dru­cken­des Gebäu­de), das wir jedoch nicht besucht haben. Zu dem Yacht­ha­fen gehört auch eine nied­li­che klei­ne Klapp­brü­cke, damit Schif­fe mit höhe­ren Mas­ten durch können.

Da wir mal wie­der per­fek­tes Timing hat­ten, sind wir genau zu einer Ver­an­stal­tung des Ortes mit unse­ren Zwei­rä­dern dort ein­ge­trof­fen und sahen schö­ne Zwei­rä­der ande­rer Art: Es fand das Sje­zen­rij­den statt. Ein Sport, bei dem der Bau­er mit der Kut­sche fährt und die Bäue­rin auf­ge­häng­te Rin­ge auf­spie­ßen muss. Das Gan­ze in Tracht und mit geschmück­ten Kut­schen und Pfer­den. Die­se Kut­schen hei­ßen Sje­zen, daher der Name.

Vee­re hat auch eine “Gro­te Kerk” — die seit über ein­hun­dert Jah­ren aller­dings kei­nen Got­tes­dienst mehr gese­hen hat. Sie ist heu­te Reichs­denk­mal, Kul­tur- und Ver­an­stal­tungs­stät­te und beher­bergt Aus­stel­lun­gen und ein Café.

Der Name aller­dings ist Programm:

Tan­ja für Größenvergleich…

Direkt dane­ben steht eine alte Zis­ter­ne, die genutzt wur­de, um das Regen­was­ser vom Kirch­dach auf­zu­fan­gen. Nied­lich im Grü­nen, außer­halb der Kirchmauern:

Die alte Zisterne

Bei Vee­re fängt auch der Kanaal door Wal­che­ren an, der die (Halb-)Insel teilt, durch Mid­del­burgh fließt und das Veer­se Meer, qua­si ein Bin­nen­meer, mit der See ver­bin­det. Dazu gehört natür­lich auch ein Schleu­sen­kom­plex mit einer klei­nen Schleu­se für die Sport­boo­te und Seg­ler, sowie einer gro­ßen Schleu­se für alle ande­ren Schiffe.

Wir kön­nen Vee­re als Aus­flugs­ziel nur emp­feh­len und über­le­gen auch, beim nächs­ten Besuch in Zee­land sowohl die Gro­te Kerk als auch das Muse­um zu besuchen.

Tour de Niederlande

Bei bes­tem Wet­ter (Son­ne, knapp über 20°C, wenig Wind) haben wir uns auf eine klei­ne Rund­tour mit dem Auto bege­ben. Unser ers­ter Stop waren die Del­ta­wer­ke bei Oster­schel­de, ein kilo­me­ter­lan­ges Sys­tem aus Däm­men und Hoch­was­ser­schutz­an­la­gen. Anlass für den Bau der Del­ta­wer­ke war die Sturm­flut von 1953, die damals vie­le Men­schen das Leben kos­te­te. Man kann über den Damm lau­fen (oder fah­ren) und sich alles in Ruhe anschau­en. Das Bau­werk ist — allei­ne durch sei­ne Aus­ma­ße — beein­dru­ckend. Wenn man sich am Damm satt­ge­se­hen hat, kann man ein­fach die Aus­sicht auf das Meer genießen. 

Unser zwei­ter Stop war De Schelp­hoek, ein Natur­schutz­ge­biet mit einem See zum Spa­zie­ren­ge­hen. Es war sehr ruhig und fri­end­lich dort sowie land­schaft­lich schön. Die Wege sind leicht begeh­bar und man hat sowohl Schat­ten als auch Sonne. 

Anschlie­ßend haben wir einen Abste­cher nach Kou­de­ker­ke und dem Plom­pe Toren gemacht. Außer dem frü­he­ren Kirch­turm, der heu­te eine Aus­stel­lung zur Geschich­te des Bau­werks und zur ein­hei­mi­schen Natur beher­bergt, exis­tiert nichts mehr von die­sem Dorf. Es ist eines der vie­len ver­sun­ke­nen oder ver­schwun­de­nen Dör­fer der Gegend. Kou­de­ker­ke wur­de auf­ge­ge­ben, weil die Men­schen vor meh­re­ren hun­dert Jah­ren dem Meer nicht genug ent­ge­gen­zu­set­zen hat­ten und die Dei­che damals lang­fris­tig kei­ne Sicher­heit garan­tie­ren konn­ten. Die Aus­sicht vom Turm (auf Meer und Salz­was­ser­wie­sen) ist fan­tas­tisch! Allein der Auf­stieg über schma­le Trep­pen auf die Aus­sichts­platt­form ist mit­un­ter beschwer­lich und schwierig. 

Zum Abschluss sind wir noch über die beein­dru­cken­de Zee­land­brug gefah­ren. Eine archi­tek­to­nisch sehr inter­es­san­te Brü­cke, die zwei Halb­in­seln mit­ein­an­der verbindet. 

De Zee­land­brug

Stadt-Cocktail

Rezept für einen Stadt-Cock­tail: Man nehme

  • Kopf­stein­pflas­ter
  • Nie­der­län­disch
  • Asphalt
  • Fran­zö­sisch
  • Ber­ge
  • Eng­lisch
  • Eisen­bahn
  • Lët­ze­buer­gesch
  • Fluss

Das Gan­ze schön durch­rüh­ren und in ein Tal kip­pen. Her­aus kommt: Die Stadt Luxem­bourg. Wer schon­mal hier war, wird es direkt ver­ste­hen: die Spra­chen sind bunt gemischt (auch auf ein un dem sel­ben Schild), Altes trifft auf Moder­nes (und wird ein­fach mit inte­griert) und die Men­schen spre­chen die Spra­chen eben­falls durcheinander.

Die Stadt selbst liegt wun­der­schön im, am und über dem Tal des Flus­ses Alzet­te, sie hat sich auf­grund des Bock­fel­sens, der hier güns­tig lag, gebil­det. Den hat Graf Sieg­fried I. 963 im Tausch­han­del mit einer Trie­rer Abtei erwor­ben — samt der namens­ge­ben­den klei­nen Burg.

In der Ober­stadt fin­det sich auch die Cité Judi­ciai­re, ein gan­zes Vier­tel mit vier Gerich­ten, zwei Staats­an­walt­schaf­ten und einem gemein­sa­men Gebäu­de mit Biblio­thek und Co.

Auch fin­det man die Ein­kauf­stra­ße in der Ober­stadt und etli­che Mög­lich­kei­ten, aus­zu­ge­hen. Auf­grund der schma­len Gas­sen und der vie­len alten Gebäu­de lässt sich auch gut erken­nen, dass hier im Mit­tel­al­ter das Herz­stück der auf­stre­ben­den Stadt war. Auch der her­zög­li­che Palast befin­det sich hier in der Ober­stadt, sowie der Sitz meh­re­rer Minis­te­ri­en und das Abgeordnetenhaus. 

Der Unter­stadt, auch “Grund” genannt, sieht man heu­te noch ihre Ver­gan­gen­heit als Gar­ni­sons- und Fes­tungs­teil an. Mitt­ler­wei­le gibt es aber auch hier Muse­en, Loka­le und einen schö­nen Park, durch den der Fluss läuft. Sowie­so ist die gan­ze Stadt ins­ge­samt sehr grün. 

Mit dem moder­nen Auf­zug im Stadt­teil Pfaf­fen­thal kann man aus der Unter­stadt wie­der in die Ober­stadt gelan­gen. Es lohnt sich schon allei­ne für die Aussicht. 

Beson­ders char­mant war auch einer der öffent­li­chen Müll­ei­mer, der einen freund­lich dar­an erin­ner­te, ihn doch bit­te auch zu benutzen. 

Auf­fäl­lig im Stadt­bild ist auch die “Rote Brü­cke”, ein Bau­werk aus den 1960er Jah­ren, die sich über das Tal der Stadt spannt. Sie ist von fast über­all aus wun­der­bar zu sehen. 

Le Pont Rouge — Die Rote Brücke 

Abge­se­hen von inter­es­san­ter Archi­tek­tur sind wir heu­te außer­dem in den Genuss eines Künst­ler­mark­tes in der Unter­stadt sowie eines wie auch immer gear­te­ten Fes­ti­vals gekom­men. Es gab Musik von einer Marsch­ka­pel­le und Cheer­lea­ding-Ein­la­gen dazu. 

Weltindustriehochkulturerbedenkmal.

Und wie­der ist The Tim Tra­vel­ler mit einem Video schuld. Wenn man schon in der Gegend ist, soll­te man auch das UNESCO Welt­kul­tur­er­be hier besu­chen: Die still­ge­leg­te Völk­lin­ger Hüt­te.

Dabei han­delt es sich um das welt­weit ein­zi­ge voll­stän­dig erhal­te­ne Eisen­werk. Ein rie­si­ges Are­al mit über sie­ben (!) Kilo­me­ter Weg durch die Anla­ge und das Gelände.

Hier kann man Indus­trie­kul­tur haut­nah erle­ben, erfah­ren und die Geschich­te dahin­ter ent­de­cken. Weil das Gelän­de so unglaub­lich rie­sig ist, haben wir heu­te auch nichts ande­res gemacht und waren über sechs Stun­den auf dem Gelän­de unterwegs.

In der Geblä­se­hal­le ist aktu­ell auch eine Aus­stel­lung zur Welt der Musik­vi­de­os. Die haben wir uns jedoch nicht ange­se­hen, son­dern sind von dort an den Roh­ren ent­lang gegan­gen und haben über die Brü­cke die Stra­ße über­quert. Dort steht die gro­ße Sin­ter­hal­le, in der zu klei­nes Rest­ma­te­ri­al auf­be­rei­tet wird, um doch wie­der in den Hoch­öfen genutzt wer­den zu können:

Es gibt auch eine Aus­stel­lung zu den meh­re­ren tau­send Zwangs­ar­bei­tern die in den dunk­len Jah­ren der deut­schen Geschich­te hier aus­ge­beu­tet wurden.

Oft­mals ist die schie­re Kom­ple­xi­tät des Gan­zen ein­fach über­wäl­ti­gend. Hier eini­ge Ein­drü­cke der Anlagen:

Auch die Möl­ler­hal­le und die Erz­hal­le sind beein­dru­ckend. Dort wur­den Erz und Erz­ge­mi­sche gela­gert und von dort aus ver­teilt. Hier fin­den sich in den ehe­ma­li­gen Erz­bun­kern Kunst­wer­ke der Aus­tel­lung Urban Art. Die Hal­len sind ob ihrer Grö­ße ein­fach beein­dru­ckend. Die Möl­ler­hal­le war damals das größ­te Beton­bau­werk sei­ner Art.

Als wir die Möl­ler­hal­le durch­que­ren woll­ten, war dann der Kame­ra-Akku leer. Und weil ich der fes­ten Über­zeu­gung war, den zwei­ten zu Hau­se gela­den zu haben, war der natür­lich auch hier nicht gela­den wor­den. Daher ab jetzt Han­dy­fo­tos — sorry.

Unter der Möl­ler­hal­le ist ein bun­ker­ähn­li­ches Sys­tem von Schie­nen, in dem die Hän­ge­wa­gen für den Mate­ri­al­trans­port aus den ein­zel­nen Bun­kern gefüllt wer­den konn­ten. Düs­ter, klaus­tro­pho­bisch und bedrü­ckend. Die­se Ebe­ne beher­bergt eine Aus­stel­lung, die schlecht in Bil­dern fest­zu­hal­ten war.

Es folg­te der span­nen­de und anstren­gen­de Teil: wir bestie­gen den Hoch­ofen. Hier ist es — auf­grund vie­ler nied­ri­ger Stel­len — Pflicht, einen Helm zu tra­gen. Den bekommt man vor Ort an der Helm­sta­ti­on und kann sich dann an den Auf­stieg in 45m Höhe wagen. Die Aus­sicht ist fantastisch!

Die Aus­sicht von der obers­ten Platt­form bie­tet einen tol­len Blick. Und es gibt Bän­ke auf Schie­nen, so dass man sie sich zum gewünsch­ten Aus­blick rol­len kann. Aller­dings soll­te man schwin­del­frei sein, da man über Git­ter läuft.

Der Bereich der Kok­se­rei, wo das benö­tig­te Koks pro­du­ziert wur­de, ist jetzt “Das Para­dies”. Hier holt sich die Natur vie­les zurück und es ist ein impo­san­ter (teils ange­leg­ter) Gar­ten. Auch gibt es hier Bie­nen­völ­ker und natür­lich Kunst. Die­ser Bereich fühlt sich an, wie in einer Dys­to­pie. Ein ech­ter “Lost Place”:

Beein­dru­ckend auch der gro­ße Erz­schräg­auf­zug (ein tol­les Wort für Hang­man!). Hier wur­den die Hän­ge­wä­gen aus dem “Kel­ler” der Möl­ler­hal­le auf die gro­ße Tras­se oben an den Hoch­öfen gebracht. Das Sys­tem ist so kom­plex, dass eine Erwei­te­rung des Wer­kes nicht mög­lich war. Das Sys­tem war genau für die sechs Hoch­öfen ent­wor­fen worden.

Zum Schluss sind wir an den offe­nen Erz­bun­kern vor­bei gelau­fen. Auch die wur­den von der Natur wie­der­erobert und der alte 18t-Kran wacht nur noch über Bäu­me und Sträucher.

Alles in Allem ein sehr beein­dru­cken­der Kom­plex. Der unglaub­li­che Auf­wand, der hier betrie­ben wor­den ist, beein­druckt. Bis zu sei­ner Stil­le­gung 1986 hat das Werk knapp 60 Mil­lio­nen Ton­nen Eisen pro­du­ziert. 17.500 Men­schen waren hier ange­stellt. Die Stadt Völk­lin­gen leb­te den Ryth­mus des Eisen­wer­kes, das Quiet­schen der Hän­ge­wä­gen war wohl weit­hin zu hören.

Ich kann jedem, der in die Gegend kommt, nur emp­feh­len, hier mal vor­bei zu schauen.

Kul-Tour

In Dres­den gibt es mas­sen­wei­se Kul­tur zum Stau­nen und (teil­wei­se) Anfas­sen. Was machen wir also, wenn das Wet­ter nicht so will, wie wir wol­len? Rich­tig! Muse­en und Aus­stel­lun­gen besuchen. 

Bereits am Diens­tag sind wir vor dem Regen geflüch­tet und haben uns in die Welt der DDR geret­tet. Es ist vor allem eine Samm­lung von All­tags­ge­gen­stän­den und Fotos des Arbei­ter-und Bau­ern­staats vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung. Man­ches war uns bekannt (DDR-Sand­männ­chen!), ande­res völ­lig fremd und wir haben auf jeden Fall eini­ges gelernt. 

Fahr­zeu­ge, Ost-Edition
Wohn­zim­mer (Möbel­bau­kas­ten­sys­tem)
Auto­dach­zelt für den Trabi
‘Des­sau­er’ Küche

Da heu­te das Wet­ter auch eher beschei­den war, haben wir den Mathe­ma­tisch-Phy­si­ka­li­schen Salon im Zwin­ger auf­ge­sucht. Hier wer­den High-Tech-Objek­te der Ver­gan­gen­heit aus­ge­stellt und erklärt: man fin­det hier alte Uhren in allen Grö­ßen und For­men, diver­se Mess­ge­rä­te, Glo­ben und Pla­ne­ten­mo­del­le, Tele­sko­pe… um nur eini­ges zu nen­nen. Auch in die­ser sehr inter­es­san­ten, schön prä­sen­tier­ten Aus­stel­lung haben wir wie­der eini­ges Neu­es erfah­ren.
Fas­zi­nie­rend fand ich zum Bei­spiel, dass es Rei­se-Son­nen­uh­ren gab, die man ein­fach mit sich füh­ren konn­te, und dass man­che Model­le mit­hil­fe des Mond­lichts auch nachts die Zeit anzei­gen konn­ten. Es gab auch spe­zi­el­le Nachtuh­ren, Noc­turna­le genannt, anhand derer man die Uhr­zeit unter zur Hil­fe­nah­me der Ster­ne bestim­men konn­te. Ich wuss­te außer­dem auch nicht, dass es bestimm­te Win­kel­mes­ser gab, die man auf Kano­nen und ande­re Feu­er­waf­fen set­zen konn­te, um die Flug­bahn der Muni­ti­on zu berech­nen — man woll­te das Ziel schließ­lich auch tref­fen. Wer sich also für die eher tech­ni­sche Sei­te der Geschich­te inter­es­siert, ist hier rich­tig aufgehoben!

Blick in die Tech­nik eines his­to­ri­schen Chronometers
Pla­ne­ten­uhr (Bau­zeit 1563–1568) des Kur­fürs­ten August von Sachsen
Brenn­spie­gel aus Kupfer
Vaku­um-Maschi­ne (vor allem für Expe­ri­men­te interessant)

Weil wir uns auch sehr dafür inter­es­sier­ten, wie der Zwin­ger eigent­lich ent­stand, sind wir im Anschluss noch in die Zwin­ger Xpe­ri­ence gegan­gen, eine Mul­ti­me­dia-Aus­stel­lung (Audio, Pro­jek­tio­nen, VR-Bril­len) über die Geschich­te des Bau­werks. Sehr gut gemacht und abso­lut empfehlenswert!

Schiet­wet­ter — Sym­bol­bild mit Ehegesponst

Bauliche Aktivitäten

Halb Dres­den ist gefühlt eine Groß­bau­stel­le. Sowohl an der Infra­struk­tur als auch an vie­len (his­to­ri­schen) Gebäu­den wird gear­bei­tet. Vor­teil: Bau­sub­stanz wird erhal­ten. Nach­teil: Es sieht auf den Fotos doof aus. 😉

Da heu­te — im Gegen­satz zu ges­tern — die Son­ne schien und es nicht stän­dig reg­ne­te, haben wir die Gele­gen­heit ergrif­fen und Dres­den zu Fuß erkun­det. Beein­dru­ckend: die Hof­kir­che, direkt neben dem Resi­denz­schloss (an dem gebaut wird). Sowohl von außen als auch von innen ist die Kir­che ein sehens­wer­ter, ja, schö­ner Bau. Lei­der ist der Platz vor der Kir­che nur teil­wei­se begeh­bar wegen einer rie­si­gen Bau­stel­le, die sich über die Brü­cke und aufs ande­re Elb­ufer zieht. 

Hof­kir­che (Mit­te), Resi­denz­schloss (links), Bau­stel­le (rechts)
Blick auf den Altar

Das Inne­re der Kir­che schwankt zwi­schen ver­schnör­kelt und schlicht. Uns gefiel die Tat­sa­che, dass gro­ße Tei­le der Hof­kir­che in weiß, creme und hell­grau gehal­ten sind. Es wirkt dadurch alles sehr hell und luftig. 

Blick auf die Orgel

In unmit­tel­ba­rer Nähe der Kir­che fin­det man den Fürs­ten­zug, das längs­te Por­zel­lan­bild der Welt. Es ist beein­dru­ckend anzu­se­hen, aber auch ziem­lich lus­tig, wenn man sich die Mühe macht und sich alle Namen der säch­si­schen Kur­fürs­ten durchliest … 

Fürs­ten­zug am Residenzschloss

Unweit von Schloss und Hof­kir­che gelangt man zu Zwin­ger und Sem­per­oper. Der groß­zü­gi­ge Thea­ter­platz bie­tet einen wun­der­ba­ren Aus­blick auf bei­de Gebäude. 

Zwin­ger (links) und Sem­per­oper (rechts). Die Bau­stel­le ganz rechts ist nicht im Bild … 

Trotz eis­kal­ten Winds woll­ten wir unbe­dingt einen ers­ten Ein­druck vom welt­be­rühm­ten Zwin­ger bekom­men und fan­den auch hier — wen wundert’s — bau­li­che Akti­vi­tä­ten. Der gan­ze Kom­plex wird näm­lich auf­wen­dig saniert. Auch wenn Absper­run­gen, Bau­zäu­ne und schwe­res Gerät den archi­tek­to­ni­schen Genuss etwas schmä­lern, ist der Zwin­ger natür­lich trotz­dem ein bau­li­ches Juwel, das man sich unbe­dingt anse­hen soll­te. Span­nend ist auch, dass eine Sei­te des Gelän­des sich im Nor­mal­zu­stand befin­det, wäh­rend die ande­re die Bau­maß­nah­men ‘erdul­den’ muss. 

Der wun­der­schö­ne Wall­pa­vil­lon mit Absperrungen
Links: Bau­maß­nah­men, rechts: schön gestal­te­tes Zwingergelände
Die Figu­ren auf der Ter­ras­se sind neu, wie man an der hel­len Far­be erken­nen kann. 

Bereits ges­tern muss­ten wir uns mit der ers­ten Bau­stel­le aus­ein­an­der­set­zen, denn auch in der Neu­stadt auf der ande­ren Sei­te der Elbe wird saniert: Wer genau hin­schaut, erkennt hin­ter dem Gol­de­nen Rei­ter (eines der Wahr­zei­chen der Stadt) einen Bau­kran und wei­te­re Bauzäune … 

Dres­dens Gol­de­ner Rei­ter im Regen