Und wieder ist The Tim Traveller mit einem Video schuld. Wenn man schon in der Gegend ist, sollte man auch das UNESCO Weltkulturerbe hier besuchen: Die stillgelegte Völklinger Hütte.
Dabei handelt es sich um das weltweit einzige vollständig erhaltene Eisenwerk. Ein riesiges Areal mit über sieben (!) Kilometer Weg durch die Anlage und das Gelände.
Hier kann man Industriekultur hautnah erleben, erfahren und die Geschichte dahinter entdecken. Weil das Gelände so unglaublich riesig ist, haben wir heute auch nichts anderes gemacht und waren über sechs Stunden auf dem Gelände unterwegs.
In der Gebläsehalle ist aktuell auch eine Ausstellung zur Welt der Musikvideos. Die haben wir uns jedoch nicht angesehen, sondern sind von dort an den Rohren entlang gegangen und haben über die Brücke die Straße überquert. Dort steht die große Sinterhalle, in der zu kleines Restmaterial aufbereitet wird, um doch wieder in den Hochöfen genutzt werden zu können:
Es gibt auch eine Ausstellung zu den mehreren tausend Zwangsarbeitern die in den dunklen Jahren der deutschen Geschichte hier ausgebeutet wurden.
Oftmals ist die schiere Komplexität des Ganzen einfach überwältigend. Hier einige Eindrücke der Anlagen:
Auch die Möllerhalle und die Erzhalle sind beeindruckend. Dort wurden Erz und Erzgemische gelagert und von dort aus verteilt. Hier finden sich in den ehemaligen Erzbunkern Kunstwerke der Austellung Urban Art. Die Hallen sind ob ihrer Größe einfach beeindruckend. Die Möllerhalle war damals das größte Betonbauwerk seiner Art.
Als wir die Möllerhalle durchqueren wollten, war dann der Kamera-Akku leer. Und weil ich der festen Überzeugung war, den zweiten zu Hause geladen zu haben, war der natürlich auch hier nicht geladen worden. Daher ab jetzt Handyfotos — sorry.
Unter der Möllerhalle ist ein bunkerähnliches System von Schienen, in dem die Hängewagen für den Materialtransport aus den einzelnen Bunkern gefüllt werden konnten. Düster, klaustrophobisch und bedrückend. Diese Ebene beherbergt eine Ausstellung, die schlecht in Bildern festzuhalten war.
Es folgte der spannende und anstrengende Teil: wir bestiegen den Hochofen. Hier ist es — aufgrund vieler niedriger Stellen — Pflicht, einen Helm zu tragen. Den bekommt man vor Ort an der Helmstation und kann sich dann an den Aufstieg in 45m Höhe wagen. Die Aussicht ist fantastisch!
Die Aussicht von der obersten Plattform bietet einen tollen Blick. Und es gibt Bänke auf Schienen, so dass man sie sich zum gewünschten Ausblick rollen kann. Allerdings sollte man schwindelfrei sein, da man über Gitter läuft.
Der Bereich der Kokserei, wo das benötigte Koks produziert wurde, ist jetzt “Das Paradies”. Hier holt sich die Natur vieles zurück und es ist ein imposanter (teils angelegter) Garten. Auch gibt es hier Bienenvölker und natürlich Kunst. Dieser Bereich fühlt sich an, wie in einer Dystopie. Ein echter “Lost Place”:
Beeindruckend auch der große Erzschrägaufzug (ein tolles Wort für Hangman!). Hier wurden die Hängewägen aus dem “Keller” der Möllerhalle auf die große Trasse oben an den Hochöfen gebracht. Das System ist so komplex, dass eine Erweiterung des Werkes nicht möglich war. Das System war genau für die sechs Hochöfen entworfen worden.
Zum Schluss sind wir an den offenen Erzbunkern vorbei gelaufen. Auch die wurden von der Natur wiedererobert und der alte 18t-Kran wacht nur noch über Bäume und Sträucher.
Alles in Allem ein sehr beeindruckender Komplex. Der unglaubliche Aufwand, der hier betrieben worden ist, beeindruckt. Bis zu seiner Stillegung 1986 hat das Werk knapp 60 Millionen Tonnen Eisen produziert. 17.500 Menschen waren hier angestellt. Die Stadt Völklingen lebte den Rythmus des Eisenwerkes, das Quietschen der Hängewägen war wohl weithin zu hören.
Ich kann jedem, der in die Gegend kommt, nur empfehlen, hier mal vorbei zu schauen.