Weltindustriehochkulturerbedenkmal.

Und wie­der ist The Tim Tra­vel­ler mit einem Video schuld. Wenn man schon in der Gegend ist, soll­te man auch das UNESCO Welt­kul­tur­er­be hier besu­chen: Die still­ge­leg­te Völk­lin­ger Hüt­te.

Dabei han­delt es sich um das welt­weit ein­zi­ge voll­stän­dig erhal­te­ne Eisen­werk. Ein rie­si­ges Are­al mit über sie­ben (!) Kilo­me­ter Weg durch die Anla­ge und das Gelände.

Hier kann man Indus­trie­kul­tur haut­nah erle­ben, erfah­ren und die Geschich­te dahin­ter ent­de­cken. Weil das Gelän­de so unglaub­lich rie­sig ist, haben wir heu­te auch nichts ande­res gemacht und waren über sechs Stun­den auf dem Gelän­de unterwegs.

In der Geblä­se­hal­le ist aktu­ell auch eine Aus­stel­lung zur Welt der Musik­vi­de­os. Die haben wir uns jedoch nicht ange­se­hen, son­dern sind von dort an den Roh­ren ent­lang gegan­gen und haben über die Brü­cke die Stra­ße über­quert. Dort steht die gro­ße Sin­ter­hal­le, in der zu klei­nes Rest­ma­te­ri­al auf­be­rei­tet wird, um doch wie­der in den Hoch­öfen genutzt wer­den zu können:

Es gibt auch eine Aus­stel­lung zu den meh­re­ren tau­send Zwangs­ar­bei­tern die in den dunk­len Jah­ren der deut­schen Geschich­te hier aus­ge­beu­tet wurden.

Oft­mals ist die schie­re Kom­ple­xi­tät des Gan­zen ein­fach über­wäl­ti­gend. Hier eini­ge Ein­drü­cke der Anlagen:

Auch die Möl­ler­hal­le und die Erz­hal­le sind beein­dru­ckend. Dort wur­den Erz und Erz­ge­mi­sche gela­gert und von dort aus ver­teilt. Hier fin­den sich in den ehe­ma­li­gen Erz­bun­kern Kunst­wer­ke der Aus­tel­lung Urban Art. Die Hal­len sind ob ihrer Grö­ße ein­fach beein­dru­ckend. Die Möl­ler­hal­le war damals das größ­te Beton­bau­werk sei­ner Art.

Als wir die Möl­ler­hal­le durch­que­ren woll­ten, war dann der Kame­ra-Akku leer. Und weil ich der fes­ten Über­zeu­gung war, den zwei­ten zu Hau­se gela­den zu haben, war der natür­lich auch hier nicht gela­den wor­den. Daher ab jetzt Han­dy­fo­tos — sorry.

Unter der Möl­ler­hal­le ist ein bun­ker­ähn­li­ches Sys­tem von Schie­nen, in dem die Hän­ge­wa­gen für den Mate­ri­al­trans­port aus den ein­zel­nen Bun­kern gefüllt wer­den konn­ten. Düs­ter, klaus­tro­pho­bisch und bedrü­ckend. Die­se Ebe­ne beher­bergt eine Aus­stel­lung, die schlecht in Bil­dern fest­zu­hal­ten war.

Es folg­te der span­nen­de und anstren­gen­de Teil: wir bestie­gen den Hoch­ofen. Hier ist es — auf­grund vie­ler nied­ri­ger Stel­len — Pflicht, einen Helm zu tra­gen. Den bekommt man vor Ort an der Helm­sta­ti­on und kann sich dann an den Auf­stieg in 45m Höhe wagen. Die Aus­sicht ist fantastisch!

Die Aus­sicht von der obers­ten Platt­form bie­tet einen tol­len Blick. Und es gibt Bän­ke auf Schie­nen, so dass man sie sich zum gewünsch­ten Aus­blick rol­len kann. Aller­dings soll­te man schwin­del­frei sein, da man über Git­ter läuft.

Der Bereich der Kok­se­rei, wo das benö­tig­te Koks pro­du­ziert wur­de, ist jetzt “Das Para­dies”. Hier holt sich die Natur vie­les zurück und es ist ein impo­san­ter (teils ange­leg­ter) Gar­ten. Auch gibt es hier Bie­nen­völ­ker und natür­lich Kunst. Die­ser Bereich fühlt sich an, wie in einer Dys­to­pie. Ein ech­ter “Lost Place”:

Beein­dru­ckend auch der gro­ße Erz­schräg­auf­zug (ein tol­les Wort für Hang­man!). Hier wur­den die Hän­ge­wä­gen aus dem “Kel­ler” der Möl­ler­hal­le auf die gro­ße Tras­se oben an den Hoch­öfen gebracht. Das Sys­tem ist so kom­plex, dass eine Erwei­te­rung des Wer­kes nicht mög­lich war. Das Sys­tem war genau für die sechs Hoch­öfen ent­wor­fen worden.

Zum Schluss sind wir an den offe­nen Erz­bun­kern vor­bei gelau­fen. Auch die wur­den von der Natur wie­der­erobert und der alte 18t-Kran wacht nur noch über Bäu­me und Sträucher.

Alles in Allem ein sehr beein­dru­cken­der Kom­plex. Der unglaub­li­che Auf­wand, der hier betrie­ben wor­den ist, beein­druckt. Bis zu sei­ner Stil­le­gung 1986 hat das Werk knapp 60 Mil­lio­nen Ton­nen Eisen pro­du­ziert. 17.500 Men­schen waren hier ange­stellt. Die Stadt Völk­lin­gen leb­te den Ryth­mus des Eisen­wer­kes, das Quiet­schen der Hän­ge­wä­gen war wohl weit­hin zu hören.

Ich kann jedem, der in die Gegend kommt, nur emp­feh­len, hier mal vor­bei zu schauen.

An der Saarschleife

Unse­re Woche an der Saar­schlei­fe ver­brin­gen wir in einer wun­der­ba­ren Unter­kunft: der Saar­schlei­fen­lodge. Sie liegt direkt am Was­ser, umge­ben von Natur, mit Blick auf den Baum­wip­fel­pfad.

Die Saar­schlei­fen­lodge bemüht sich um Nach­hal­tig­keit und die Stär­kung der Regi­on Saar­land. Das kommt zum Bei­spiel beim lecke­ren Früh­stück oder dem Bau­ma­te­ri­al der Unter­künf­te zum Tra­gen. Wir haben für unse­re Zeit hier eines der Tiny Hou­ses gemie­tet, das nicht nur gemüt­lich ist, son­dern auch einen schö­nen Aus­blick auf den Fluss bie­tet. Es ist mini­ma­lis­tisch, aber geschmack­voll ein­ge­rich­tet. Eine Wein­bar gibt es hier auch. Ich habe bis­her den Haus­wein getes­tet und war höchst zufrieden. 😉 

Bis­he­ri­ges Fazit: Wir haben uns an den zwei Tagen unse­ren Auf­ent­halts schon wun­der­bar hier ent­spannt und sind bis­her sehr zufrie­den. Empfehlung! 🙂 

Saarfari

Ent­span­nung und trotz­dem was Neu­es erle­ben — das ist der Plan für die­sen Urlaub. Daher began­nen wir ges­tern unse­ren Ankunfts-Abend mit einem kuli­na­ri­schen High­light im Buch­nas Land­ho­tel Saar­schlei­fe, deren Küche das mit dem Glu­ten­frei her­vor­ra­gend hin­be­kom­men hat.

Heu­te hin­ge­gen haben wir uns direkt dem Ent­de­cken (und damit der Bewe­gung) gewid­met. Ich hat­te die Saar­schlei­fe in einem Video von The Tim Tra­vel­ler gefun­den und wir muss­ten natür­lich sei­nem Weg fol­gen (ein Teil des Cloef Pfa­des, der sich die 200m von der Saar auf die Ebe­ne hoch schlängelt).

Da sich der Pfad sehr schön am Kliff hoch win­det, hat man zwi­schen­durch auch immer wie­der eine tol­le Aussicht.

Oben haben wir eine kur­ze Ruhe­pau­se ein­ge­legt und sind dann in wei­te­re Höhen auf­ge­stie­gen: der Baum­wip­fel­pfad Saar­schlei­fe. Er win­det sich über 1,2km durch den Misch­wald ober­halb der Saar­schlei­fe und bie­tet eine schö­ne Per­spek­ti­ve. Der Höhe­punkt — wort­wört­lich — ist dann der Aus­sichts­turm. Wei­te­re 42m über dem Boden haben wir damit fast 250 Höhen­me­ter Unter­schied zur Saar. Aber die Aus­sicht! Man kann sie nicht beschrei­ben, daher gibt’s jetzt Bilder:

Zooomzoom

Moder­nes lässt sich gut mit Altem ver­bin­den (sie­he Arti­kel “Kon­tras­te”), und so haben wir den Besuch der alten Stadt Dres­den mit dem moder­nen Erleb­nis des Elek­tro­au­to-Fah­rens ver­bun­den. Wir haben einen Renault Zoe gemie­tet und sind damit durch Dres­den und die Dresd­ner Umge­bung gedüst.

Ich hat­te vor­her nur kurz Leih-E-Autos, Tan­ja noch gar kei­ne Erfah­rung in der Rich­tung. Uns hat das Fahr­ver­hal­ten sehr gefal­len, man kann sehr dyna­misch damit fah­ren und der Wagen zieht sehr schnell an. Vie­les läuft auto­ma­tisch und der Wagen reagiert schön. Der Wen­de­kreis ist klein, der Kof­fer­raum erstaun­lich groß. 

Wir haben den Wagen (ohne dass der Akku leer gewe­sen wäre) auch gela­den, das ging pri­ma, sobald wir ein­mal her­aus­ge­fun­den hat­ten, wie die Lade­säu­le funktioniert. 

Geparkt am Elbeu­fer in Mei­ßen: Viel ist unter der Hau­be nicht. Vor allem sau­ber ist es. Aber der Elek­tro­mo­tor braucht auch Platz.

Fazit: E‑Au­to-Fah­ren macht Spaß. Es ist eine neue “Leich­tig­keit des Fah­rens” und die Sprit­zig­keit ist sehr ange­nehm. Die Reich­wei­te ist mit ca. 300km für vie­le All­tags­din­ge aus­rei­chend, für län­ge­re Fahr­ten jedoch unprak­tisch. Ich wür­de mir einen E‑Galaxy mit 550km Reich­wei­te wün­schen. Wer weiß, was die Zukunft bringt…

Meißen

Unweit von Dres­den liegt die all­seits bekann­te Por­zel­lan­stadt Mei­ßen. Gemein­sam mit Freun­den haben wir uns am Sams­tag auf den Weg gemacht, das beschau­li­che Städt­chen zu erkunden. 

Beson­ders gut gefal­len hat uns der Dom­platz, der nicht nur von der beein­dru­cken­den Kathe­dra­le, son­dern auch der Albrechts­burg und dem Dom­stift ein­ge­rahmt wird. Meh­re­re alte Bäu­me ver­lie­hen dem Platz einen Hauch von Herbst­far­ben. Die Albrechts­burg beher­bergt unter ande­rem auch das ört­li­che Stan­des­amt und ich muss sagen, die his­to­ri­sche Kulis­se eig­net sich wirk­lich gut für (Hochzeits-)Fotos aller Art. 

Der Dom zu Meißen
Die Albrechts­burg

Auch der Wan­del­weg vom Dom­platz run­ter in den Ort zum Markt­platz ist sehr schön (pit­to­resk *hust*). Klei­ne, enge Gas­sen mit his­to­ri­schen Häu­sern und noch mehr herbst­lich gefärb­ten Bäu­men säu­men den Weg. 

Mei­ße­ner Marktplatz
Hein­richs­platz

Da wir es am Sams­tag haben ruhig ange­hen las­sen, haben wir ein­fach einen Spa­zier­gang durch die Stadt gemacht und dar­auf ver­zich­tet, die Mei­ße­ner Sehens­wür­dig­kei­ten inten­si­ver zu besich­ti­gen. Bestimmt ist es auch inter­es­sant, den Dom und die Burg oder viel­leicht auch die Por­zel­lan­ma­nu­fak­tur zu besu­chen. Füh­run­gen wer­den über­all ange­bo­ten. In der Fuß­gän­ger­zo­ne gibt es außer­dem zahl­rei­che net­te Geschäf­te, durch die sich ein Bum­mel auch lohnt. 

Architek-Tour

Ges­tern sind wir nach Pill­nitz raus­ge­fah­ren, einem mitt­ler­wei­le ein­ge­mein­de­ten Ort am Ran­de von Dres­den. Mit der Fäh­re ging es über die Elbe zum gleich­na­mi­gen Schloss mit Park und ich muss sagen: die­ser Aus­flug hat sich rich­tig gelohnt! Über eine Kas­ta­ni­en­al­lee (die August der Star­ke eigent­lich als Ver­bin­dungs­stück zwi­schen sei­nem Som­mer­schloss in Pill­nitz und Dres­den geplant hat­te, bevor ihm das Geld aus­ging) erreicht man von einem male­ri­schen Park­platz aus das sehens­wer­te Schlossgelände. 

Schloss­gar­ten in Pill­nitz, mit Blick auf die Kastanienalle

Wäh­rend einer unge­fähr ein­stün­di­gen Füh­rung haben wir viel Wis­sens­wer­tes über den Gar­ten und die Gebäu­de erfah­ren. Anschlie­ßend haben wir uns im Schlossca­fé erst ein­mal diver­se Heiß­ge­trän­ke gegönnt, bevor wir das Gelän­de noch wei­ter erkun­det haben. 

Was­ser­pa­lais an der Elbseite
Haupt­haus

Beson­ders gut hat uns die Viel­sei­tig­keit des Parks gefal­len. Wir haben eini­ge abge­le­ge­ne, lau­schi­ge Ecken ent­deckt. Pal­men­haus und Oran­ge­rie sind momen­tan wegen der Coro­na-Pan­de­mie lei­der nicht zu besich­ti­gen, aber wir konn­ten es nicht las­sen, die präch­ti­gen Pflan­zen durch die zahl­rei­chen Fens­ter zu bewun­dern. Die Oran­ge­rie beher­bergt sogar noch 6 Oran­gen­bäu­me, die August der Star­ke vor ca. 300 Jah­ren selbst erwor­ben hat! Da die Schloss­gärt­ner Mit­te Okto­ber schon eif­rig damit beschäf­tigt sind, den Gar­ten win­ter­fest zu machen, waren vie­le Kübel­pflan­zen lei­der schon von den Wegen verschwunden. 

Blick auf den herbst­lich ver­färb­ten kana­di­schen Ahorn
Eng­li­scher Pavillon 
Im Innern des Pavillons

Am Spät­nach­mit­tag wur­de lei­der das Wet­ter schlech­ter, wes­halb wir uns aus dem Park in das Berg­pa­lais flüch­te­ten. Hier waren wir vor allem von den Gestal­tung der Wän­de und Decken beein­druckt. Auch wenn die asia­tisch inspi­rier­ten Male­rei­en viel­leicht etwas kit­schig wir­ken mögen, sind sie doch beeindruckend. 

Im Innern des Bergpalais

Was­ser­pa­lais und Berg­pa­lais lie­gen sich im Übri­gen gegen­über, getrennt durch ein Ron­dell mit Fon­tä­ne. Das Was­ser­pa­lais schul­det sei­nen Namen der Elbe, die hin­ter dem Gebäu­de fließt, und das Berg­pa­lais den Aus­läu­fern des Lau­sitz, die das Bau­werk flankieren. 

Wer sich für Schlös­ser und Schloss­parks begeis­tern kann, dem sei Pill­nitz wärms­tens emp­foh­len! Wir haben hier eini­ge ver­gnüg­li­che Stun­den ver­bracht — wie ehe­dem der zum Lust­wan­deln aus Dres­den ange­reis­te Adel. 

Kontraste

Dres­den ist eine Stadt der Kon­tras­te. Hier fin­det man viel Gegen­sätz­li­ches. Sym­bo­lisch zum Beispiel:

Im Vor­der­grund der Gol­de­ne Rei­ter, eine beein­dru­cken­de Prunk-Sta­tue August des Star­ken. Im Hin­ter­grund Plattenbau.

Ange­baut an die alt-ehr­wür­di­ge Sem­per­oper fin­det sich ein Bau im Stil der 70er mit pas­sen­den Design-Ele­men­ten. Dres­den ist gleich­zei­tig Groß­stadt und ruhi­ger Ort. Die alte Innen­stadt hat gro­ße Plät­ze, wenig Ver­kehr und Platz für Menschen.

Dort fin­den sich Glas­ge­bäu­de neben alten Rei­hen­häu­sern, direkt gegen­über der Frau­en­kir­che. Hier tref­fen sich Moder­ne und Altertum.

Vie­le der alten impo­san­ten Pracht­bau­ten sind im Krieg zer­stört wor­den, wenn nicht durch Bom­ben, dann durch Feu­er (wie die Frau­en­kir­che). Das Alles wird wie­der auf­ge­baut und Dres­den ist eine Samm­lung von (Groß-)Baustellen. Den Charme des Alten ver­sucht man dabei zu erhal­ten, bei his­to­ri­schen Gebäu­den auch mög­lichst originalgetreu.

Die Frau­en­kir­che ist dabei ein sehr impo­san­tes Bei­spiel. Sie geriet am 13. Febru­ar 1945 beim Bom­ben­an­griff in Brand und ist am 15. Febru­ar dann ein­ge­stürzt. Die Rui­ne lag 50 Jah­re lang auf dem Platz. Nun ist sie selbst ein Bild­nis der Kon­tras­te. Erbaut aus viel altem und neu­em Mate­ri­al hat sie von außen sowohl alte, dunk­le als auch neue hel­le Stei­ne. Sie ist ori­gi­nal­ge­treu auf­ge­baut und modern ausgestattet.

Mischung aus Alt (dun­kel, der Teil ganz links) und Neu.
Beim Auf­stieg auf die Kup­pel kann man in den Teil in der obe­ren Kup­pel über dem Altar­raum hineinsehen.

Wir sind oben auf die Kup­pel gestie­gen und haben den Blick über Dres­den genos­sen. Hier kann man viel von der Alt­stadt sehen und über viel Neu­es und Altes staunen.

Die mitt­le­re Hälf­te (nach dem ers­ten Vier­tel ab der Ein­rüs­tung und bis zum grü­nen Dach) ist eine(!) Baustelle.
Der Neu­markt vor der Frau­en­kir­che. Ein rie­si­ger Platz, die Sta­tue ist Mar­tin Luther. Er schaut auf den moder­nen Glas-Auf­zug, der zur Tief­ga­ra­ge unter dem Platz führt. Im Hin­ter­grund das schwar­ze Dach der Phil­har­mo­nie im Kul­tur­pa­last — ein sozia­lis­tisch-klas­si­zis­ti­scher Ensem­ble­bau von 1968. Links ein schma­les Glas­ge­bäu­de zwi­schen den alten Fron­ten, das Muse­ums­gas­tro­no­mie beinhaltet.

Kul-Tour

In Dres­den gibt es mas­sen­wei­se Kul­tur zum Stau­nen und (teil­wei­se) Anfas­sen. Was machen wir also, wenn das Wet­ter nicht so will, wie wir wol­len? Rich­tig! Muse­en und Aus­stel­lun­gen besuchen. 

Bereits am Diens­tag sind wir vor dem Regen geflüch­tet und haben uns in die Welt der DDR geret­tet. Es ist vor allem eine Samm­lung von All­tags­ge­gen­stän­den und Fotos des Arbei­ter-und Bau­ern­staats vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung. Man­ches war uns bekannt (DDR-Sand­männ­chen!), ande­res völ­lig fremd und wir haben auf jeden Fall eini­ges gelernt. 

Fahr­zeu­ge, Ost-Edition
Wohn­zim­mer (Möbel­bau­kas­ten­sys­tem)
Auto­dach­zelt für den Trabi
‘Des­sau­er’ Küche

Da heu­te das Wet­ter auch eher beschei­den war, haben wir den Mathe­ma­tisch-Phy­si­ka­li­schen Salon im Zwin­ger auf­ge­sucht. Hier wer­den High-Tech-Objek­te der Ver­gan­gen­heit aus­ge­stellt und erklärt: man fin­det hier alte Uhren in allen Grö­ßen und For­men, diver­se Mess­ge­rä­te, Glo­ben und Pla­ne­ten­mo­del­le, Tele­sko­pe… um nur eini­ges zu nen­nen. Auch in die­ser sehr inter­es­san­ten, schön prä­sen­tier­ten Aus­stel­lung haben wir wie­der eini­ges Neu­es erfah­ren.
Fas­zi­nie­rend fand ich zum Bei­spiel, dass es Rei­se-Son­nen­uh­ren gab, die man ein­fach mit sich füh­ren konn­te, und dass man­che Model­le mit­hil­fe des Mond­lichts auch nachts die Zeit anzei­gen konn­ten. Es gab auch spe­zi­el­le Nachtuh­ren, Noc­turna­le genannt, anhand derer man die Uhr­zeit unter zur Hil­fe­nah­me der Ster­ne bestim­men konn­te. Ich wuss­te außer­dem auch nicht, dass es bestimm­te Win­kel­mes­ser gab, die man auf Kano­nen und ande­re Feu­er­waf­fen set­zen konn­te, um die Flug­bahn der Muni­ti­on zu berech­nen — man woll­te das Ziel schließ­lich auch tref­fen. Wer sich also für die eher tech­ni­sche Sei­te der Geschich­te inter­es­siert, ist hier rich­tig aufgehoben!

Blick in die Tech­nik eines his­to­ri­schen Chronometers
Pla­ne­ten­uhr (Bau­zeit 1563–1568) des Kur­fürs­ten August von Sachsen
Brenn­spie­gel aus Kupfer
Vaku­um-Maschi­ne (vor allem für Expe­ri­men­te interessant)

Weil wir uns auch sehr dafür inter­es­sier­ten, wie der Zwin­ger eigent­lich ent­stand, sind wir im Anschluss noch in die Zwin­ger Xpe­ri­ence gegan­gen, eine Mul­ti­me­dia-Aus­stel­lung (Audio, Pro­jek­tio­nen, VR-Bril­len) über die Geschich­te des Bau­werks. Sehr gut gemacht und abso­lut empfehlenswert!

Schiet­wet­ter — Sym­bol­bild mit Ehegesponst

Burger!!!

Die Bur­ge­rei am Neu­markt ist abso­lut zu emp­feh­len. Für jeden Geschmack ist sowohl bei der Bur­ger-Aus­wahl als auch bei den Bei­la­gen etli­ches dabei. Das Per­so­nal ist freund­lich und bemüht sich dar­um, die Wün­sche der Gäs­te zu erfüllen. 

Es gibt glu­ten­freie Bur­ger-Bröt­chen (das Bun muss man sowie­so selbst wäh­len) und eine Spei­se­kar­te mit All­er­gen-Aus­zeich­nung. Fra­gen zum jewei­li­gen Gericht kann das Per­so­nal auch beant­wor­ten (lei­der in vie­len Loka­len kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit). Wir waren sehr zufrie­den und begeis­tert vom lecke­ren, glu­ten­frei­en Burger. 🙂 🍔 

Bauliche Aktivitäten

Halb Dres­den ist gefühlt eine Groß­bau­stel­le. Sowohl an der Infra­struk­tur als auch an vie­len (his­to­ri­schen) Gebäu­den wird gear­bei­tet. Vor­teil: Bau­sub­stanz wird erhal­ten. Nach­teil: Es sieht auf den Fotos doof aus. 😉

Da heu­te — im Gegen­satz zu ges­tern — die Son­ne schien und es nicht stän­dig reg­ne­te, haben wir die Gele­gen­heit ergrif­fen und Dres­den zu Fuß erkun­det. Beein­dru­ckend: die Hof­kir­che, direkt neben dem Resi­denz­schloss (an dem gebaut wird). Sowohl von außen als auch von innen ist die Kir­che ein sehens­wer­ter, ja, schö­ner Bau. Lei­der ist der Platz vor der Kir­che nur teil­wei­se begeh­bar wegen einer rie­si­gen Bau­stel­le, die sich über die Brü­cke und aufs ande­re Elb­ufer zieht. 

Hof­kir­che (Mit­te), Resi­denz­schloss (links), Bau­stel­le (rechts)
Blick auf den Altar

Das Inne­re der Kir­che schwankt zwi­schen ver­schnör­kelt und schlicht. Uns gefiel die Tat­sa­che, dass gro­ße Tei­le der Hof­kir­che in weiß, creme und hell­grau gehal­ten sind. Es wirkt dadurch alles sehr hell und luftig. 

Blick auf die Orgel

In unmit­tel­ba­rer Nähe der Kir­che fin­det man den Fürs­ten­zug, das längs­te Por­zel­lan­bild der Welt. Es ist beein­dru­ckend anzu­se­hen, aber auch ziem­lich lus­tig, wenn man sich die Mühe macht und sich alle Namen der säch­si­schen Kur­fürs­ten durchliest … 

Fürs­ten­zug am Residenzschloss

Unweit von Schloss und Hof­kir­che gelangt man zu Zwin­ger und Sem­per­oper. Der groß­zü­gi­ge Thea­ter­platz bie­tet einen wun­der­ba­ren Aus­blick auf bei­de Gebäude. 

Zwin­ger (links) und Sem­per­oper (rechts). Die Bau­stel­le ganz rechts ist nicht im Bild … 

Trotz eis­kal­ten Winds woll­ten wir unbe­dingt einen ers­ten Ein­druck vom welt­be­rühm­ten Zwin­ger bekom­men und fan­den auch hier — wen wundert’s — bau­li­che Akti­vi­tä­ten. Der gan­ze Kom­plex wird näm­lich auf­wen­dig saniert. Auch wenn Absper­run­gen, Bau­zäu­ne und schwe­res Gerät den archi­tek­to­ni­schen Genuss etwas schmä­lern, ist der Zwin­ger natür­lich trotz­dem ein bau­li­ches Juwel, das man sich unbe­dingt anse­hen soll­te. Span­nend ist auch, dass eine Sei­te des Gelän­des sich im Nor­mal­zu­stand befin­det, wäh­rend die ande­re die Bau­maß­nah­men ‘erdul­den’ muss. 

Der wun­der­schö­ne Wall­pa­vil­lon mit Absperrungen
Links: Bau­maß­nah­men, rechts: schön gestal­te­tes Zwingergelände
Die Figu­ren auf der Ter­ras­se sind neu, wie man an der hel­len Far­be erken­nen kann. 

Bereits ges­tern muss­ten wir uns mit der ers­ten Bau­stel­le aus­ein­an­der­set­zen, denn auch in der Neu­stadt auf der ande­ren Sei­te der Elbe wird saniert: Wer genau hin­schaut, erkennt hin­ter dem Gol­de­nen Rei­ter (eines der Wahr­zei­chen der Stadt) einen Bau­kran und wei­te­re Bauzäune … 

Dres­dens Gol­de­ner Rei­ter im Regen