Schmetterlinge

Wir haben den Schmet­ter­lings­park in Burg auf Feh­marn besucht — eine loh­nens­wer­te Sache!

In einem schön gestal­te­ten Tro­pen­haus kann man hier vie­le ver­schie­de­ne Arten der bun­ten Insek­ten bewun­dern, bei­spiels­wei­se den Blue Mor­pho oder den Mon­ar­chen. Der Schmet­ter­lings­park kauft die meis­ten sei­ner Rau­pen bei Züch­tern in Cos­ta Rica und ach­tet dabei wohl sehr auf Nach­hal­tig­keit, Tier­wohl und fai­re Arbeits­be­din­gun­gen. Außer den Schmet­ter­lin­gen gibt es im Park noch Legua­ne, Zwerg­wach­teln und Bunt­fin­ken zu sehen. 

Ein rich­tig schö­nes Erleb­nis wird der Besuch im Schmet­ter­lings­park übri­gens erst, wenn man sich wirk­lich Zeit nimmt. Man kann in weni­gen Minu­ten durch das Tro­pen­haus durch­ren­nen, aber erst beim lang­sa­men Durch­wan­dern bie­ten sich ein­zig­ar­ti­ge Gele­gen­hei­ten, die bun­ten Schmet­ter­lin­ge zu bestaunen. 

Tat­säch­lich muss man auf­pas­sen, nicht stän­dig von den Schmet­ter­lin­gen ange­flo­gen zu wer­den — die Tier­chen sind näm­lich teil­wei­se recht schnell unter­wegs. Warm ist es im Tro­pen­haus auch; es lohnt sich also, Jacken und Män­tel vor dem Betre­ten des Tro­pen­be­reichs an der Gar­de­ro­be loszuwerden. 

Insel der frischen Luft

Wir haben in der ers­ten Woche Feh­marn viel zu Fuß erkun­det — die Leucht­tür­me bei­spiels­wei­se. Da die Insel recht groß ist, sind wir an ver­schie­de­ne Küs­ten gefah­ren und haben uns dort jeweils bei lan­gen Wan­de­run­gen in der schö­nen Natur erholt.

Man kann dabei Pil­ze sehen, hat öfters einen schö­nen Blick auf die Feh­marn­sund­brü­cke (genannt “Klei­der­bü­gel”, ein in vie­len Varia­tio­nen käuf­lich zu erwer­ben­des Wahr­zei­chen der Insel) und steht immer wie­der an der schö­nen Ost­see und kann den Blick bis nach Däne­mark schwei­fen lassen.

Wir haben den berühm­ten Ost­see­stöp­sel besucht, den Fäh­ren von Putt­gar­den nach Däne­mark zuge­se­hen und vie­le Sport­ler beim Wind- und Kitesur­fen beobachtet.

Kitesur­fer kön­nen eine hohe Geschwin­dig­keit errei­chen und beein­dru­cken­de Luft­sprün­ge vollführen.

Leuchttürme

Fünf. Fünf Leucht­tür­me ste­hen auf der Ost­see-Insel Feh­marn, von denen aber nur einer (Flüg­ge) für Besu­cher zugäng­lich ist. Natür­lich kann man sie alle trotz­dem besu­chen, nur eben nicht besich­ti­gen, aber für das obli­ga­to­ri­sche Leucht­turm-Foto reicht das ja erstmal. 

Der Leucht­turm Struk­kamp Huk steht expo­niert direkt an der Küs­te (Ach­tung, win­dig!), mit bes­tem Blick auf die Feh­marn­sund­brü­cke. Sta­ber­huk ist über einen male­ri­schen Küs­ten­weg fuß­läu­fig zu errei­chen und der neue Leucht­turm Mari­en­leuch­te (auf dem Weg dort­hin kommt man am alten Leucht­feu­er vor­bei) ist nicht all­zu weit weg vom Fähr­an­le­ger nach Däne­mark. Der Leucht­turm Wes­ter­mar­kels­dorf blickt direkt auf ein schö­nes Natur­schutz­ge­biet, das mit einem zau­ber­haf­ten Aus­blick lockt. 

Eine Sache hat der Leucht­turm Flüg­ge aller­dings den ande­ren 4 Leucht­tür­men zusätz­lich noch vor­aus — es gibt dort Kaffee. 

Zweiräder und die Geschichte

Hier in Oost­ka­pel­le ist man auf dem Gebiet der Gemein­de Vee­re. Vee­re selbst wur­de im Netz als schö­nes, altes Dorf bewer­tet, also haben wir uns gedacht: das schau­en wir uns mal an!

Nun ist Vee­re nicht all­zu weit weg, wir haben uns also für den kli­ma­freund­li­chen Weg nach alter nie­der­län­di­scher Tra­di­ti­on ent­schie­den: das Fahr­rad. Nach­dem wir an der Rezep­ti­on unse­rer Unter­kunft zwei Räder bekom­men hat­ten, mach­ten wir uns auf den Weg. Etwa eine Stun­de spä­ter waren wir die 14 Kilo­me­ter nach Vee­re gera­delt und wur­den vom dor­ti­gen Yacht­ha­fen begrüßt:

Der Yacht­ha­fen von Veere

Die schö­ne alte Stadt hat auch nied­li­che Gäss­chen und schö­ne alte Häus­chen. Es gibt auch ein Muse­um im alten Rat­haus (ein beein­dru­cken­des Gebäu­de), das wir jedoch nicht besucht haben. Zu dem Yacht­ha­fen gehört auch eine nied­li­che klei­ne Klapp­brü­cke, damit Schif­fe mit höhe­ren Mas­ten durch können.

Da wir mal wie­der per­fek­tes Timing hat­ten, sind wir genau zu einer Ver­an­stal­tung des Ortes mit unse­ren Zwei­rä­dern dort ein­ge­trof­fen und sahen schö­ne Zwei­rä­der ande­rer Art: Es fand das Sje­zen­rij­den statt. Ein Sport, bei dem der Bau­er mit der Kut­sche fährt und die Bäue­rin auf­ge­häng­te Rin­ge auf­spie­ßen muss. Das Gan­ze in Tracht und mit geschmück­ten Kut­schen und Pfer­den. Die­se Kut­schen hei­ßen Sje­zen, daher der Name.

Vee­re hat auch eine “Gro­te Kerk” — die seit über ein­hun­dert Jah­ren aller­dings kei­nen Got­tes­dienst mehr gese­hen hat. Sie ist heu­te Reichs­denk­mal, Kul­tur- und Ver­an­stal­tungs­stät­te und beher­bergt Aus­stel­lun­gen und ein Café.

Der Name aller­dings ist Programm:

Tan­ja für Größenvergleich…

Direkt dane­ben steht eine alte Zis­ter­ne, die genutzt wur­de, um das Regen­was­ser vom Kirch­dach auf­zu­fan­gen. Nied­lich im Grü­nen, außer­halb der Kirchmauern:

Die alte Zisterne

Bei Vee­re fängt auch der Kanaal door Wal­che­ren an, der die (Halb-)Insel teilt, durch Mid­del­burgh fließt und das Veer­se Meer, qua­si ein Bin­nen­meer, mit der See ver­bin­det. Dazu gehört natür­lich auch ein Schleu­sen­kom­plex mit einer klei­nen Schleu­se für die Sport­boo­te und Seg­ler, sowie einer gro­ßen Schleu­se für alle ande­ren Schiffe.

Wir kön­nen Vee­re als Aus­flugs­ziel nur emp­feh­len und über­le­gen auch, beim nächs­ten Besuch in Zee­land sowohl die Gro­te Kerk als auch das Muse­um zu besuchen.

Natur, Geschichte und das Klima

Vor­ges­tern — sprich: am Don­ners­tag — waren wir im Muse­um. das Wet­ter war nicht so super (ab und an klei­ne­re Schau­er, sonst oft bedeckt und viel Wind), und hier um die Ecke gibt es in der alten Oran­ge­rie des Kas­teel West­ho­ve (das jetzt eine Jugend­her­ber­ge ist) das Muse­um “Ter­ra Maris”, das sich mit der Land­schaft und dem Meer beschäf­tigt. Hier lernt man inter­es­san­tes über das Meer, die Ereig­nis­se der Flut­ka­ta­stro­phe von 1953 (wor­auf­hin die Del­ta­wer­ke aus dem vori­gen Bei­trag enstan­den sind) und das Kli­ma samt den Infos, was jeder zur Ret­tung bei­tra­gen kann. 

Die Nie­der­län­der sind von der Natur abhän­gig, denn es funk­tio­niert nicht, dem Meer solch gro­ße Land­ge­bie­te abzu­trot­zen, ohne Rück­sicht auf die Natur zu neh­men — sie rächt sich sonst. Und so sind sie auch in Sachen Kli­ma­schutz den Deut­schen weit voraus.

Zum Muse­um gehört auch ein schö­ner, ange­leg­ter Gar­ten, in dem man natür­lich auch eini­ges ler­nen kann:

Tour de Niederlande

Bei bes­tem Wet­ter (Son­ne, knapp über 20°C, wenig Wind) haben wir uns auf eine klei­ne Rund­tour mit dem Auto bege­ben. Unser ers­ter Stop waren die Del­ta­wer­ke bei Oster­schel­de, ein kilo­me­ter­lan­ges Sys­tem aus Däm­men und Hoch­was­ser­schutz­an­la­gen. Anlass für den Bau der Del­ta­wer­ke war die Sturm­flut von 1953, die damals vie­le Men­schen das Leben kos­te­te. Man kann über den Damm lau­fen (oder fah­ren) und sich alles in Ruhe anschau­en. Das Bau­werk ist — allei­ne durch sei­ne Aus­ma­ße — beein­dru­ckend. Wenn man sich am Damm satt­ge­se­hen hat, kann man ein­fach die Aus­sicht auf das Meer genießen. 

Unser zwei­ter Stop war De Schelp­hoek, ein Natur­schutz­ge­biet mit einem See zum Spa­zie­ren­ge­hen. Es war sehr ruhig und fri­end­lich dort sowie land­schaft­lich schön. Die Wege sind leicht begeh­bar und man hat sowohl Schat­ten als auch Sonne. 

Anschlie­ßend haben wir einen Abste­cher nach Kou­de­ker­ke und dem Plom­pe Toren gemacht. Außer dem frü­he­ren Kirch­turm, der heu­te eine Aus­stel­lung zur Geschich­te des Bau­werks und zur ein­hei­mi­schen Natur beher­bergt, exis­tiert nichts mehr von die­sem Dorf. Es ist eines der vie­len ver­sun­ke­nen oder ver­schwun­de­nen Dör­fer der Gegend. Kou­de­ker­ke wur­de auf­ge­ge­ben, weil die Men­schen vor meh­re­ren hun­dert Jah­ren dem Meer nicht genug ent­ge­gen­zu­set­zen hat­ten und die Dei­che damals lang­fris­tig kei­ne Sicher­heit garan­tie­ren konn­ten. Die Aus­sicht vom Turm (auf Meer und Salz­was­ser­wie­sen) ist fan­tas­tisch! Allein der Auf­stieg über schma­le Trep­pen auf die Aus­sichts­platt­form ist mit­un­ter beschwer­lich und schwierig. 

Zum Abschluss sind wir noch über die beein­dru­cken­de Zee­land­brug gefah­ren. Eine archi­tek­to­nisch sehr inter­es­san­te Brü­cke, die zwei Halb­in­seln mit­ein­an­der verbindet. 

De Zee­land­brug

Stadt-Cocktail

Rezept für einen Stadt-Cock­tail: Man nehme

  • Kopf­stein­pflas­ter
  • Nie­der­län­disch
  • Asphalt
  • Fran­zö­sisch
  • Ber­ge
  • Eng­lisch
  • Eisen­bahn
  • Lët­ze­buer­gesch
  • Fluss

Das Gan­ze schön durch­rüh­ren und in ein Tal kip­pen. Her­aus kommt: Die Stadt Luxem­bourg. Wer schon­mal hier war, wird es direkt ver­ste­hen: die Spra­chen sind bunt gemischt (auch auf ein un dem sel­ben Schild), Altes trifft auf Moder­nes (und wird ein­fach mit inte­griert) und die Men­schen spre­chen die Spra­chen eben­falls durcheinander.

Die Stadt selbst liegt wun­der­schön im, am und über dem Tal des Flus­ses Alzet­te, sie hat sich auf­grund des Bock­fel­sens, der hier güns­tig lag, gebil­det. Den hat Graf Sieg­fried I. 963 im Tausch­han­del mit einer Trie­rer Abtei erwor­ben — samt der namens­ge­ben­den klei­nen Burg.

In der Ober­stadt fin­det sich auch die Cité Judi­ciai­re, ein gan­zes Vier­tel mit vier Gerich­ten, zwei Staats­an­walt­schaf­ten und einem gemein­sa­men Gebäu­de mit Biblio­thek und Co.

Auch fin­det man die Ein­kauf­stra­ße in der Ober­stadt und etli­che Mög­lich­kei­ten, aus­zu­ge­hen. Auf­grund der schma­len Gas­sen und der vie­len alten Gebäu­de lässt sich auch gut erken­nen, dass hier im Mit­tel­al­ter das Herz­stück der auf­stre­ben­den Stadt war. Auch der her­zög­li­che Palast befin­det sich hier in der Ober­stadt, sowie der Sitz meh­re­rer Minis­te­ri­en und das Abgeordnetenhaus. 

Der Unter­stadt, auch “Grund” genannt, sieht man heu­te noch ihre Ver­gan­gen­heit als Gar­ni­sons- und Fes­tungs­teil an. Mitt­ler­wei­le gibt es aber auch hier Muse­en, Loka­le und einen schö­nen Park, durch den der Fluss läuft. Sowie­so ist die gan­ze Stadt ins­ge­samt sehr grün. 

Mit dem moder­nen Auf­zug im Stadt­teil Pfaf­fen­thal kann man aus der Unter­stadt wie­der in die Ober­stadt gelan­gen. Es lohnt sich schon allei­ne für die Aussicht. 

Beson­ders char­mant war auch einer der öffent­li­chen Müll­ei­mer, der einen freund­lich dar­an erin­ner­te, ihn doch bit­te auch zu benutzen. 

Auf­fäl­lig im Stadt­bild ist auch die “Rote Brü­cke”, ein Bau­werk aus den 1960er Jah­ren, die sich über das Tal der Stadt spannt. Sie ist von fast über­all aus wun­der­bar zu sehen. 

Le Pont Rouge — Die Rote Brücke 

Abge­se­hen von inter­es­san­ter Archi­tek­tur sind wir heu­te außer­dem in den Genuss eines Künst­ler­mark­tes in der Unter­stadt sowie eines wie auch immer gear­te­ten Fes­ti­vals gekom­men. Es gab Musik von einer Marsch­ka­pel­le und Cheer­lea­ding-Ein­la­gen dazu. 

Flora und Fauna in der Saarschleife

Heu­te haben wir es ruhig ange­hen las­sen. Zuerst haben wir zwei Gär­ten des Netz­wer­kes “Gär­ten ohne Gren­zen — Jard­ins sans limi­tes” besich­tigt. Der “Gar­ten der Begeg­nung” in Mer­zig liegt ver­steckt mit­ten in einem Gewer­be­ge­biet. Vier the­ma­tisch unter­schied­lich bepflanz­te Vier­ecke laden zum Ver­wei­len ein. Der Gar­ten ist klein, aber lohnenswert. 

Eben­falls in Mer­zig befin­det sich der deut­lich grö­ße­re “Gar­ten der Sin­ne”. Auch hier wur­den ver­schie­de­ne Berei­che the­ma­tisch unter­schied­lich gestal­tet. Es gibt auch ein Laby­rinth, das man in ca. 15 min durch­lau­fen kann. Im Café kann man nach dem Rund­gang schön sit­zen und entspannen. 

Anschlie­ßend waren wir noch im Wolf­s­park Wer­ner Freund. Ver­schie­de­ne Arten von Wöl­fen kön­nen hier beob­ach­tet wer­den. Der Wolf­s­park dient haupt­säch­lich der Forschung. 

Da es recht warm war, waren die Tie­re etwas trä­ge. Zu viel mehr als aus­ge­dehn­ten Mit­tags­schläf­chen hat es heu­te nicht gereicht. 😉 Immer­hin konn­ten wir vier der fünf im Park leben­den Arten bestaunen. 

Der schwe­di­sche Wolf woll­te sich trotz inten­si­ver Suche unse­rer­seits lei­der nicht zei­gen. Auch das Sin­gen diver­ser ABBA-Hits konn­te die Tie­re nicht her­vor­lo­cken. Der Lock­ruf des Köt­bullar war uns lei­der nicht geläufig. 

Natur und Mittelalter

Nach einem ordent­li­chen Regen­guss ges­tern und mit deut­lich küh­le­ren Tem­pe­ra­tu­ren heu­te, war es der per­fek­te Tag für einen län­ge­ren Fuß­marsch. Wir setz­ten also mit der Fäh­re über ans ande­re Saa­ru­fer um durch den Wald zur Burg Mont­clair zu lau­fen. Der Weg durch den Wald ist schön und die Rui­ne sehens­wert. Es gibt dort ein klei­nes Bis­tro, das frei­tags und am Wochen­en­de geöff­net ist sowie eine klei­ne Aus­stel­lung zur Burg. Vor allem die Aus­sicht von den ehe­ma­li­gen Wehr­gän­gen und Ver­tei­di­gungs­plat­for­men aus lohnt sich wirk­lich! Man hat einen wun­der­ba­ren Blick über die Saar­schlei­fe und in Rich­tung Baumwipfelpfad. 

Die Burg selbst hat eine wech­sel­vol­le Geschich­te hin­ter sich und wur­de schließ­lich zer­stört, weil einer ihrer Burg­herrn sich als Raub­rit­ter und Zoll-Ein­trei­ber betä­tig­te, was bei den Ade­li­gen der Umge­bung nicht auf Bei­fall stieß. Naja, man kann ja nicht immer gewinnen … 

Für die zu buchen­den Füh­run­gen wer­den übri­gens Mitarbeiter:innen gesucht: bewer­ben kann man sich aktu­ell als Burg­da­me, Rit­ter oder Burg­ge­spenst — nur falls sich jemand beru­fen füh­len sollte … 

Weltindustriehochkulturerbedenkmal.

Und wie­der ist The Tim Tra­vel­ler mit einem Video schuld. Wenn man schon in der Gegend ist, soll­te man auch das UNESCO Welt­kul­tur­er­be hier besu­chen: Die still­ge­leg­te Völk­lin­ger Hüt­te.

Dabei han­delt es sich um das welt­weit ein­zi­ge voll­stän­dig erhal­te­ne Eisen­werk. Ein rie­si­ges Are­al mit über sie­ben (!) Kilo­me­ter Weg durch die Anla­ge und das Gelände.

Hier kann man Indus­trie­kul­tur haut­nah erle­ben, erfah­ren und die Geschich­te dahin­ter ent­de­cken. Weil das Gelän­de so unglaub­lich rie­sig ist, haben wir heu­te auch nichts ande­res gemacht und waren über sechs Stun­den auf dem Gelän­de unterwegs.

In der Geblä­se­hal­le ist aktu­ell auch eine Aus­stel­lung zur Welt der Musik­vi­de­os. Die haben wir uns jedoch nicht ange­se­hen, son­dern sind von dort an den Roh­ren ent­lang gegan­gen und haben über die Brü­cke die Stra­ße über­quert. Dort steht die gro­ße Sin­ter­hal­le, in der zu klei­nes Rest­ma­te­ri­al auf­be­rei­tet wird, um doch wie­der in den Hoch­öfen genutzt wer­den zu können:

Es gibt auch eine Aus­stel­lung zu den meh­re­ren tau­send Zwangs­ar­bei­tern die in den dunk­len Jah­ren der deut­schen Geschich­te hier aus­ge­beu­tet wurden.

Oft­mals ist die schie­re Kom­ple­xi­tät des Gan­zen ein­fach über­wäl­ti­gend. Hier eini­ge Ein­drü­cke der Anlagen:

Auch die Möl­ler­hal­le und die Erz­hal­le sind beein­dru­ckend. Dort wur­den Erz und Erz­ge­mi­sche gela­gert und von dort aus ver­teilt. Hier fin­den sich in den ehe­ma­li­gen Erz­bun­kern Kunst­wer­ke der Aus­tel­lung Urban Art. Die Hal­len sind ob ihrer Grö­ße ein­fach beein­dru­ckend. Die Möl­ler­hal­le war damals das größ­te Beton­bau­werk sei­ner Art.

Als wir die Möl­ler­hal­le durch­que­ren woll­ten, war dann der Kame­ra-Akku leer. Und weil ich der fes­ten Über­zeu­gung war, den zwei­ten zu Hau­se gela­den zu haben, war der natür­lich auch hier nicht gela­den wor­den. Daher ab jetzt Han­dy­fo­tos — sorry.

Unter der Möl­ler­hal­le ist ein bun­ker­ähn­li­ches Sys­tem von Schie­nen, in dem die Hän­ge­wa­gen für den Mate­ri­al­trans­port aus den ein­zel­nen Bun­kern gefüllt wer­den konn­ten. Düs­ter, klaus­tro­pho­bisch und bedrü­ckend. Die­se Ebe­ne beher­bergt eine Aus­stel­lung, die schlecht in Bil­dern fest­zu­hal­ten war.

Es folg­te der span­nen­de und anstren­gen­de Teil: wir bestie­gen den Hoch­ofen. Hier ist es — auf­grund vie­ler nied­ri­ger Stel­len — Pflicht, einen Helm zu tra­gen. Den bekommt man vor Ort an der Helm­sta­ti­on und kann sich dann an den Auf­stieg in 45m Höhe wagen. Die Aus­sicht ist fantastisch!

Die Aus­sicht von der obers­ten Platt­form bie­tet einen tol­len Blick. Und es gibt Bän­ke auf Schie­nen, so dass man sie sich zum gewünsch­ten Aus­blick rol­len kann. Aller­dings soll­te man schwin­del­frei sein, da man über Git­ter läuft.

Der Bereich der Kok­se­rei, wo das benö­tig­te Koks pro­du­ziert wur­de, ist jetzt “Das Para­dies”. Hier holt sich die Natur vie­les zurück und es ist ein impo­san­ter (teils ange­leg­ter) Gar­ten. Auch gibt es hier Bie­nen­völ­ker und natür­lich Kunst. Die­ser Bereich fühlt sich an, wie in einer Dys­to­pie. Ein ech­ter “Lost Place”:

Beein­dru­ckend auch der gro­ße Erz­schräg­auf­zug (ein tol­les Wort für Hang­man!). Hier wur­den die Hän­ge­wä­gen aus dem “Kel­ler” der Möl­ler­hal­le auf die gro­ße Tras­se oben an den Hoch­öfen gebracht. Das Sys­tem ist so kom­plex, dass eine Erwei­te­rung des Wer­kes nicht mög­lich war. Das Sys­tem war genau für die sechs Hoch­öfen ent­wor­fen worden.

Zum Schluss sind wir an den offe­nen Erz­bun­kern vor­bei gelau­fen. Auch die wur­den von der Natur wie­der­erobert und der alte 18t-Kran wacht nur noch über Bäu­me und Sträucher.

Alles in Allem ein sehr beein­dru­cken­der Kom­plex. Der unglaub­li­che Auf­wand, der hier betrie­ben wor­den ist, beein­druckt. Bis zu sei­ner Stil­le­gung 1986 hat das Werk knapp 60 Mil­lio­nen Ton­nen Eisen pro­du­ziert. 17.500 Men­schen waren hier ange­stellt. Die Stadt Völk­lin­gen leb­te den Ryth­mus des Eisen­wer­kes, das Quiet­schen der Hän­ge­wä­gen war wohl weit­hin zu hören.

Ich kann jedem, der in die Gegend kommt, nur emp­feh­len, hier mal vor­bei zu schauen.