Bäderarchitektur in Binz

Mitt­woch Vor­mit­tag haben wir eine inter­es­san­te Füh­rung zur Bäder­ar­chi­tek­tur in Binz mit­ge­macht. Sie ging etwas mehr als zwei Stun­den und wir haben viel über die alten, wei­ßen Hotels erfah­ren, die den Ort zum typi­schen Ost­see­bad machen. 

Die ers­ten Hotels, die Bade­gäs­te auf­neh­men soll­ten, wur­den schon in den 1880ern gebaut. Muti­ge Inves­to­ren bau­ten an der jet­zi­gen Pro­me­na­de, vor­sich­ti­ge Bau­herrn (“Hil­fe, Was­ser!”) bevor­zug­ten die Put­bu­ser Stra­ße, die sich bis zur Pro­me­na­de hoch­zieht. Hier ste­hen auch die ältes­ten, noch erhal­te­nen Vil­len aus der Grün­der­zeit. Typisch für die­se Gebäu­de sind die wei­ßen, auf­wen­di­gen Vor­bau­ten, die oft mit Schmuck­ele­men­ten aus­ge­stat­tet sind. Nor­ma­ler­wei­se sind sie aus Holz. Es gibt eini­ge weni­ge Gebäu­de, die graue Metall­ge­län­der auf­wei­ßen. Vil­len aus Back­stein, von denen man auch ein paar fin­det, waren usprüng­lich nicht zur Nut­zung als Hotel gedacht gewe­sen und gehö­ren somit nicht zur typi­schen Bäderarchitektur. 

Erker und Holz­vor­bau­ten sind typisch für die Bäderarchitektur. 
Oft sind die Gebäu­de nach medi­ter­ra­nem Vor­bild gestaltet. 
Die­ses Back­stein­ge­bäu­de wur­de als Pri­vat­haus für einen Land­rat gebaut. Es gehört nicht zur typi­schen Bäder­ar­chi­tek­tur, auch wenn es heu­te ein Hotel ist. 
Auch hier kann man gut die Schmuck­ele­men­te über den Fens­tern erkennen. 

Lei­der sind nicht mehr alle Häu­ser aus der Kai­ser­zeit erhal­ten. Viel­fach liegt es dar­an, dass sie in der ehe­ma­li­gen DDR als Miets­häu­ser dien­ten und wenig dafür getan wur­de, die Bau­sub­stanz zu pfle­gen. Man­che Gebäu­de waren nach der Wen­de ein­fach nicht mehr zu ret­ten oder die Reno­vie­rung zu aufwendig. 

Noch mehr Seebäder

Natür­lich ist Binz nicht das ein­zi­ge See­bad auf der Insel Rügen. Wir fah­ren nach Lau­ter­bach — ein unspek­ta­ku­lä­res Dörf­chen, das sich schon vor sehr vie­len Jah­ren See­bad nen­nen durf­te. Hier gibt es einen klei­nen Hafen und man kann am Meer ent­lang lau­fen. Wenn man Glück hat, fin­det man am Weges­rand fri­sche Kir­schen, die man kau­fen und beim Spa­zie­ren­ge­hen essen kann. 

In und um Lauterbach
Lust­wan­deln bei strah­len­dem Sonnenschein 

Außer­dem gibt es in Lau­ter­bach das soge­nann­te “Haus über Kopf” — der Name ist Pro­gramm: hier hän­gen die Möbel an der Decke. Nichts befin­det sich in der Waa­ge, sodass man beim Gehen auf­pas­sen muss. 

Das “Haus über Kopf” — nur echt mit Gesichtsschutz … 
Man kann hier lus­ti­ge Spie­le­rei­en machen … 

Irgend­wie ist alles ver­traut und doch falsch — eine wah­re Freu­de für die Sinne … 

Auf unse­rem Rück­weg Rich­tung Park­platz fiel David ein grü­nes Wan­der­schild auf, das neben der Bahn­stre­cke nach links wies. Wir folg­ten dem Tram­pel­pfad und lan­de­ten bei einem soge­nann­ten Groß­stein­grab, das wohl aus der Jung­stein­zeit stammt. Ein net­tes, schat­ti­ges Fleck­chen Erde, an dem in regel­mä­ßi­gen Abstän­den der “Rasen­de Roland” vor­bei fährt. 

Der Rasen­de Roland 
Am Groß­stein­grab

Danach ging es wei­ter nach Sel­lin, einem ande­ren bekann­ten See­bad, deut­lich klei­ner als Binz. Am bekann­tes­ten — und auf vie­len Post­kar­ten zu fin­den — dürf­te wohl der Blick auf die soge­nann­te See­brü­cke sein. 

Sel­li­ner Seebrücke 

Noch zu kai­ser­li­chen Zei­ten erbaut und dann spä­ter umge­stal­tet, wur­de das maro­de Gebäu­de in den 1970er Jah­ren erst für die Öffent­lich­keit gesperrt und spä­ter abge­ris­sen. Erst nach der Wen­de wur­de die See­brü­cke nach his­to­ri­schen Vor­bild wie­der auf­ge­baut und 1998 eröff­net. Heu­te beher­bergt sie ein Restau­rant mit einem gro­ßen Saal, der sich auch wun­der­bar für Fei­er­lich­kei­ten eig­net. Die Räum­lich­kei­ten sind sehr schön und außergewöhnlich. 

Im Kai­ser­pa­vil­li­on auf der Seebrücke 

Es gibt am Ende der See­brü­cke außer­dem noch eine Tauch­glo­cke. Mit ihr kann man 4,5 m tief in die Ost­see abtau­chen. Wir ler­nen, dass die Ost­see ein Brack­was­ser­meer (eine Mischung aus Süß- und Salz­was­ser) und eigent­lich grün ist. Qual­len und Fische schwe­ben vor­bei. Vor allem das Ab- und Auf­tau­chen ist faszinierend. 

Tauch­glo­cke von außen 
Kor­mo­ra­ne
Sel­li­ner See­brü­cke bei Nacht 

Prora

Nach­dem wir des Gat­tens Mas­ke wie­der­ge­fun­den hat­ten, fuh­ren wir nach Pro­ra. Wir hat­ten den unge­heu­ren Gebäu­de­kom­plex schon von der Aus­sichts­plat­form des Baum­wip­fel­pfa­des aus gese­hen. Von den Nazis als Rie­sen-See­bad kon­stru­iert, wur­de der Bau bei Kriegs­aus­bruch ein­ge­stellt. Pro­ra beher­berg­te nie die gedach­ten 20 000 Urlau­ber, son­dern wur­de vor allem mili­tä­risch genutzt. 

Heu­te sind eini­ge der Gebäu­de reno­viert und die­nen als (Ferien)Wohnungen. Auch das Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum befin­det sich hier. Bis vor eini­gen Jah­ren beher­berg­te der Kom­plex zudem eine Dis­ko. Der Park­platz ist neu gemacht und wei­te­re Reno­vie­run­gen sind in Gan­ge. Kei­ner weiß so recht, ob es rich­tig ist, die Fas­sa­den bau­lich zu ver­än­dern und die Gebäu­de anders zu nut­zen, oder ob Pro­ra als Denk­mal wei­ter­hin in sei­nem ursprüng­li­chen Zustand erhal­ten wer­den soll­te. Aller­dings sind die rie­si­gen Nazi-Gebäu­de weder eine Augen­wei­de noch ist die Bau­sub­stanz in beson­ders gutem Zustand. Auch die Stim­mung, die von den leer­ste­hen­den Bau­ten aus­geht, ist selt­sam. Der Blick aufs Meer ist von Pro­ra aus aller­dings wirk­lich schön. 

Der wei­ße Teil ist bereits reno­viert, die grau­en Fas­sa­den zei­gen Pro­ra im Originalzustand. 
Auf dem Weg zur alten Kai-Anlage 
Kai-Mau­er und Strand bei Prora 

Dänemarks älteste Stadt

Die ältes­te Stadt des Lan­des ist Ribe, unge­fähr eine hal­be Stun­de Fahrt von unse­rer Unter­kunft ent­fernt. Wir waren mehr­fach dort (vor allem nachmittags/abends) und waren schwer begeis­tert. Mit ihren unge­fähr 8000 Ein­woh­nern ist Ribe eine klei­ne Stadt, aber sehr char­mant. Es gibt hier zwei Kir­chen (ein­mal den Dom, das Wahr­zei­chen der Stadt, und eine klei­ne­re Kir­che), sowie vie­le schö­ne, alte Häuser. 

Zuerst haben wir den Dom besich­tigt. Wer die Aus­ma­ße des Köl­ner Doms kennt, fin­det den Dom zu Ribe wahr­schein­lich schlicht und rela­tiv klein; doch er ist auf alle Fäl­le sehenswert. 

Blick auf den Dom 

Der Dom ist eine recht alte Kathe­dra­le, an deren Stel­le um 800 zuerst ein­mal eine Holz­kir­che stand. An den Wän­den und Säu­len im Innern gibt es vie­le Male­rei­en. Im Altar­raum fin­det moder­ne Male­rei­en an der Decke sowie Mosaike. 

Blick in den Dom von Ribe, Rich­tung Altarraum 

Man kann auch — gegen gerin­ges Ent­gelt — die zahl­rei­chen Stu­fen des Bür­ger­turms hin­auf­stei­gen, von wo aus man einen tol­len Aus­blick auf das (fla­che) Umland hat. Man kommt beim Hin­auf­stei­gen auch direkt an den Glo­cken und dem Glo­cken­spiel (wie in einem fran­zö­si­schen Beffroi) vor­bei.

Eine der Glo­cken im Bürgerturm 
Blick Rich­tung Meer vom Dom aus 

Es gibt im Ort noch eine zwei­te, klei­ne­re Kir­che: St. Catha­ri­na, die wir auch besich­tigt haben. Nicht nur das Inne­re des Gott­hau­ses ist sehens­wert, son­dern auch der Kreuz­gang außerhalb. 

Der Ein­gang von St. Catharina 
Im Innern der Kirche 
Der Kreuz­gang von St. Catharina 

Wer auf­merk­sam durch die Stadt wan­delt, der kann sich an klei­nen Läden, vie­len Blu­men und schie­fen, uri­gen Häu­sern erfreu­en. Es gibt auch einen hüb­schen Stadt­park, der teil­wei­se von Was­ser umge­ben ist. 

Obwohl in Ribe immer etwas los ist, ist die (Klein-)Stadt über­haupt nicht hek­tisch son­dern lädt zum ent­spann­ten Bum­meln ein. 

Frei­tag Abend kamen wir noch in den Genuss des ‘Jazz Fes­ti­val Ribe’: auf dem Dom­platz stand eine gro­ße Büh­ne mit Tischen und Stüh­len davor. Die Musik­dar­bie­tun­gen sind frei, jeder kann zuhö­ren, ab und an geht ein Mit­ar­bei­ter rum, der Spen­den ent­ge­gen­nimmt. Die Stim­mung war gut und die Musik hat­te rich­tig Swing! 🙂 

Von unseren Brüdern und Schwestern

Es gibt hier ein Dorf mit einem alten Dorf­kern, der zum UNESCO-Welt­kul­tur­er­be gehört. Es han­delt sich um den alten Dorf­kern von Chris­ti­ans­feld. Die­ser wur­de von der Herrn­hu­ter Brü­der­ge­mei­ne am 1. April 1778 als Plan­stadt ange­legt und ist heu­te noch Stand­ort der Gemei­ne. Dabei han­delt es sich um eine über­kon­fes­sio­nel­le christ­li­che Glau­bens­be­we­gung, die sehr auf Puris­mus aus­ge­legt ist. Dies zeigt sich zum Bei­spiel im Bau­stil und den schnur­ge­ra­de ange­leg­ten Straßen:

schnur­ge­ra­de Stra­ße in Christiansfeld
Die sehr unge­wöhn­li­che Kir­che mit dem Haupt­platz in der alten Stadtmitte.
Unge­wöhn­lich auch von innen: die Kir­che ist sehr schlicht, es gibt kei­ne Kan­zel, kei­ne Schnör­kel und sie ist quer bestuhlt.
Bis auf zwei moder­ne­re Lam­pen wird die Kir­che nur von Ker­zen erhellt. Und sie ist bis heu­te noch in Ver­wen­dung für die ca. 325 See­len zäh­len­de Brüdergemeine.
Der Ein­gang zum Fried­hof (von der Brü­der­ge­mei­ne “Got­tes­acker” genannt) ist schick — die Grä­ber dann jedoch schlicht. Jedes Grab bekommt einen leicht schräg lie­gen­den Stein mit den Daten. Der Indi­vi­dua­lis­mus beschränkt sich auf die Wahl der Schrift­art und einen klei­nen Zusatztext.

Dass es “Chris­ti­ans­feld” als deut­schen Namen trägt, liegt schlicht­weg dar­an, dass die­ses Fleck­chen Erde wäh­rend der Grün­dung im deutsch­spra­chi­gen Schles­wig lag. Hier waren Deutsch und Fran­zö­sisch die Amts­spra­chen, und so sind auch vie­le der alten Grab­stei­ne auf Deutsch beschriftet.

His­to­ri­sche Bedeu­tung hat der Ort auch durch den Deutsch-Däni­schen Krieg erfah­ren. Im Hotel der Brü­der­ge­mei­ne wur­de am 18. Juli 1864 die Waf­fen­still­stand­sur­kun­de unterzeichnet.

Heu­te ist Chris­ti­ans­feld grö­ßer gewor­den und besitzt zusätz­lich noch die Tyrs­trup Kir­ke der däni­schen Volks­kir­che. Auch hat man einen hüb­schen Gar­ten ange­legt, der zei­gen soll, wie die Gär­ten damals waren:

Klei­ner Gar­ten mit Pavil­li­on und schö­nen Blu­men. In den hin­te­ren Rei­hen wächst Obst.
Klei­ne Erd­bee­ren (mit vie­el Geschmack!), Äpfel, Sta­chel- und Johan­nis­bee­ren wachen hier. Wir haben mal genascht…

Wikinger!

Heu­te mor­gen sind wir Rich­tung Nord­os­ten nach Jel­ling gefah­ren. In dem klei­nen Ort befin­det sich näm­lich ein UNESCO-Welt­kul­tur­er­be: Grab­hü­gel und Stein­mo­nu­men­te aus der Wikingerzeit. 

Zuerst haben wir das 2015 eröff­ne­te Erleb­nis­cen­ter Kon­ger­nes Jel­ling besucht. Die inter­ak­ti­ve Aus­stel­lung infor­miert umfas­send und packend über das Leben der Wikin­ger, aber auch über das Welt­kul­tur­er­be selbst: es han­delt sich um zwei künst­lich auf­ge­schüt­te­te Erd­hü­gel, einer davon mit einem lee­ren Grab, sowie um zwei Stein­mo­nu­men­te und eine Kirche. 

Bei den bei­den Stei­nen han­delt es sich um den Gorm­stein und den Harald­stein. Gorm der Alte war wohl der ers­te Wikin­ger­kö­nig, der meh­re­re klei­ne­re Län­der ein­te und auf dem Stein (dem Gorm­stein), den er zu Ehren sei­ner ver­stor­be­nen Köni­gin Thy­ra errich­ten ließ, das Wort ‘Däne­mark’ ver­wen­de­te. Sein Sohn Harald Blau­zahn (Blue­tooth, ihm ver­dankt die Tech­nik ihren Namen) ließ den ande­ren Stein errich­ten. Auf einer Sei­te ehrt er sei­ne Eltern, auf der ande­ren prä­sen­tiert er sich als König von Däne­mark und Nor­we­gen und auf der drit­ten Sei­te als zum christ­li­chen Glau­ben Bekehrter. 

Der Harald­stein: auf die­ser Sei­te fin­den sich die Namen von Gorm und Thy­ra, Haralds Eltern. 

Aller­dings hat das nörd­li­che Hügel­grab bei sei­ner Ent­de­ckung die For­schung vor Rät­sel gestellt: es war leer, ohne Anzei­chen, wer dar­in begra­ben wor­den war und man weiß bis heu­te nicht, wel­cher Ver­stor­be­ne hier sei­ne letz­te Ruhe gefun­den hat­te. Es könn­te König Gorm selbst gewe­sen sein, oder viel­leicht sei­ne Gat­tin. Span­nen­der­wei­se hat man bei Reno­vie­rungs­ar­bei­ten unter dem Boden der Kir­che (sie steht zwi­schen den bei­den Hügeln) ein namen­lo­ses Ske­lett gefun­den. Ist dies viel­leicht der Tote aus der Grab­kam­mer, der irgend­wann — viel­leicht im Zuge der Chris­tia­ni­sie­rung — in die Kir­che umge­bet­tet wurde? 

Der Süd­hü­gel gibt den Archäo­lo­gen eben­falls Rät­sel auf: hier hat man bei Aus­gra­bun­gen über­haupt gar kei­ne Hin­wei­se auf eine irgend­wie gear­te­te Grab­kam­mer gefun­den. Wie­so gibt es die­sen Hügel also?

Hügel mit Kir­che im Hintergrund 
Kir­che von Jelling 

Was man aller­dings sicher weiß, ist die Tat­sa­che, dass König Harald einen für die dama­li­ge Zeit beein­dru­ckend lan­gen Pali­sa­den­zaun um Hügel und Stei­ne errich­ten ließ. Man hat auf der frü­he­ren Ver­laufs­li­nie heu­te wei­ße Beton­pfei­ler auf­ge­stellt. Der Zaun dien­te wohl dem Schutz der Anla­ge, aber auch als Machtdemonstration. 

Ver­lauf des Palisadenzauns 

In der Aus­stel­lung kann man Grab­bei­ga­ben bewun­dern, die im Nord­hü­gel gefun­den wor­den sind. Es gibt außer­dem ganz vie­le Infor­ma­tio­nen zum All­tags­le­ben der Wikin­ger: Essen, Glau­be, Han­del, Waf­fen … Wer sich auch nur ein biss­chen für Wikin­ger und/oder Welt­kul­tur­er­be­stät­ten inter­es­siert, der soll­te sich Jel­ling nicht ent­ge­hen lassen! 

Blick auf das Erleb­nis­cen­ter, vom Nord­hü­gel aus fotografiert. 

Alte Schiffe

Ges­tern sind wir — bei wech­sel­haf­tem Wet­ter, sprich: ab und zu mal Nie­sel­re­gen — mit der Elb­fäh­re raus­ge­fah­ren zum Oevel­gön­ner Muse­ums­ha­fen. Der ehren­amt­li­che Ver­ein restau­riert alte Schif­fe, vor allem Fracht- und Hafen­fahr­zeu­ge aus den Jah­ren 1880 bis 1960, macht sie wie­der see­tüch­tig und stellt sie im oben genann­ten Hafen für die All­ge­mein­heit aus. Son­der­fahr­ten mit vie­len der Schif­fe und Boo­te wer­den auch angeboten. 

Die ‘Mat­hil­da’, eine Dampfpinasse 
Mit die­sen Dampf­schlep­pern wur­den ande­re Was­ser­fahr­zeu­ge (ohne eige­nen Motor) im Hafen bewegt. 
Schild — Spe­cial Design
Schwimm­kran, frü­her im Hafen ein­ge­setzt (wird jetzt für die Arbeit an den his­to­ri­schen Schif­fen benutzt)
Schö­ner Seg­ler: die ‘Frei­herr von Maltzahn’ 

Ein beson­de­res High­light war die Besich­ti­gung des Eis­bre­chers ‘Stet­tin’. Der Damp­fer wird heu­te noch für Son­der­fahr­ten genutzt und ist voll funktionstüchtig. 

Eis­bre­cher ‘Stet­tin’

Sogar der Maschi­nen­raum war offen und Besu­chern zugäng­lich. Da das Schiff am Sonn­tag erst auf Fahrt gewe­sen war, war der Kes­sel noch heiß. 

Im Maschi­nen­raum der ‘Stet­tin’
Full Steam Ahead! 
Abküh­len­der Kessel 

Als Eis­bre­cher ist die ‘Stet­tin’ ein sehr brei­tes, robus­tes Schiff. Das ist natür­lich sehr prak­tisch für Ver­an­stal­tun­gen auf dem Schiff! 

Heck des Eis­bre­chers, hin­ten im Bild eine Elbfähre 

Ger­ne hät­ten wir auch die ‘Elbe 3′ besich­tigt, ein ehe­ma­li­ges Feu­er­schiff, das auch im Muse­ums­ha­fen Oevel­gön­ne liegt, aber die­se war ges­tern nicht für Besu­cher geöff­net. Wer sich für Feu­er­schif­fe inter­es­siert, der kann sich ger­ne hier über die ‘Bor­kum­riff IV’ infor­mie­ren, die wir letz­ten Herbst besich­tigt haben. 

Das Feu­er­schiff ‘Elbe 3’

An Bord des frü­he­ren Fähr­schif­fes ‘Ber­ge­dorf’ haben wir schließ­lich noch gemüt­lich geses­sen und Erfri­schun­gen zu uns genom­men. Der schiffs­ge­mach­te Eis­tee ist sehr lecker und abso­lut zu emp­feh­len! Anschlie­ßend haben wir uns per Fäh­re wie­der Rich­tung Lan­dungs­brü­cken aufgemacht. 

Blick von der Fäh­re aus auf das Hafenpanorama 

Unterwelt des Oberlandes

Ges­tern haben wir eine Neun­zig­mi­nü­ti­ge Füh­rung durch den erhal­te­nen Teil des zivi­len Luft­schutz­bun­kers mit­ge­macht und dabei wie­der eini­ges über Hel­go­lands Geschich­te erfahren. 

Zum Bei­spiel muss ich eine Aus­sa­ge zum bereits erwähn­ten “Big Bang” kor­ri­gie­ren. Der Spreng­be­fehl umfass­te expli­zit nicht die gesam­te Insel, son­dern nur die mili­tä­ri­schen Anla­gen. Des­halb ist der Zivi­le Luft­schutz­bun­ker auch erhal­ten geblie­ben, zumin­dest teil­wei­se. Ein Teil des Fuchs­baus und der Wed­din­gen­stol­len sind heu­te begehbar:

Die Lage der Stol­len im Fels des Oberlandes
Der Wed­din­gen­stol­len in fast vol­ler Länge.
Eines von zwei heu­te noch funk­tio­nie­ren­den Not-Telefonen.

Die­ser Bun­ker hat damals bei einem der größ­ten Angrif­fe auf Hel­go­land (inner­halb von weni­ger als zwei Stun­den sind fast 7.000 Bom­ben auf Hel­go­land abge­wor­fen wor­den) der gesam­ten Zivil­be­völ­ke­rung das Leben geret­tet. Da trotz­dem am nächs­ten Tag noch zurück­ge­schos­sen wur­de (die Bom­ben konn­ten die 3m Stahl­be­ton der wich­tigs­ten Flak-Stel­lun­gen nicht durch­drin­gen) kam ein zwei­ter Angriff mit pas­sen­der Muni­ti­on, der so hef­tig war, dass selbst der Bun­ker wackel­te wie ein Schiff auf See. Danach war kei­ne mili­tä­ri­sche Gegen­wehr mehr möglich.

Die Hel­go­län­der Zivil­be­völ­ke­rung war­te­te noch einen Tag. Als alles ruhig blieb, beschloss man die Rück­kehr zur Ober­flä­che. Es dau­er­te drei Tage, sich frei zu bud­deln, weil die Ein­gän­ge ver­schüt­tet waren. Oben fand man nichts mehr vor. Nur der Flak-Kom­man­do­turm stand noch (heu­te ver­wen­det als neu­er Leucht­turm), alles ande­re war nur noch Schutt. Dar­auf­hin wur­de Hel­go­land evakuiert.

Der mili­tä­ri­sche Teil des Bun­kers war damals sehr viel grö­ßer. Es gab eine Groß­bä­cke­rei, die für 4.000 Men­schen Brot backen konn­te, eine unter­ir­di­sche Bahn vom Hafen bis in die Nord­spit­ze Hel­go­lands und vie­les mehr. Die Bahn ermög­lich­te es, die oben sta­tio­nier­ten Geschüt­ze von unten mit Nach­schub zu versorgen.

Alle mili­tä­ri­schen Instal­la­tio­nen wur­den gesprengt, wodurch das Ober­land deut­lich klei­ner wur­de. In der soge­nann­ten “Raum­an­la­ge”, wo die Bäcke­rei unter­ge­bracht war, gab es auch ein Kran­ken­haus. Heu­te steht das Hel­go­län­der Kran­ken­haus an der sel­ben Stel­le, aller­dings nicht mehr unter­ir­disch, da die gesam­te Süd­spit­ze bei der Spren­gung zer­stört wur­de. Heu­te bil­det die­ser Teil das “Mit­tel­land”.

Hel­go­lands Fel­sen­form vor und nach der Sprengung.