Stadt-Cocktail

Rezept für einen Stadt-Cock­tail: Man nehme

  • Kopf­stein­pflas­ter
  • Nie­der­län­disch
  • Asphalt
  • Fran­zö­sisch
  • Ber­ge
  • Eng­lisch
  • Eisen­bahn
  • Lët­ze­buer­gesch
  • Fluss

Das Gan­ze schön durch­rüh­ren und in ein Tal kip­pen. Her­aus kommt: Die Stadt Luxem­bourg. Wer schon­mal hier war, wird es direkt ver­ste­hen: die Spra­chen sind bunt gemischt (auch auf ein un dem sel­ben Schild), Altes trifft auf Moder­nes (und wird ein­fach mit inte­griert) und die Men­schen spre­chen die Spra­chen eben­falls durcheinander.

Die Stadt selbst liegt wun­der­schön im, am und über dem Tal des Flus­ses Alzet­te, sie hat sich auf­grund des Bock­fel­sens, der hier güns­tig lag, gebil­det. Den hat Graf Sieg­fried I. 963 im Tausch­han­del mit einer Trie­rer Abtei erwor­ben — samt der namens­ge­ben­den klei­nen Burg.

In der Ober­stadt fin­det sich auch die Cité Judi­ciai­re, ein gan­zes Vier­tel mit vier Gerich­ten, zwei Staats­an­walt­schaf­ten und einem gemein­sa­men Gebäu­de mit Biblio­thek und Co.

Auch fin­det man die Ein­kauf­stra­ße in der Ober­stadt und etli­che Mög­lich­kei­ten, aus­zu­ge­hen. Auf­grund der schma­len Gas­sen und der vie­len alten Gebäu­de lässt sich auch gut erken­nen, dass hier im Mit­tel­al­ter das Herz­stück der auf­stre­ben­den Stadt war. Auch der her­zög­li­che Palast befin­det sich hier in der Ober­stadt, sowie der Sitz meh­re­rer Minis­te­ri­en und das Abgeordnetenhaus. 

Der Unter­stadt, auch “Grund” genannt, sieht man heu­te noch ihre Ver­gan­gen­heit als Gar­ni­sons- und Fes­tungs­teil an. Mitt­ler­wei­le gibt es aber auch hier Muse­en, Loka­le und einen schö­nen Park, durch den der Fluss läuft. Sowie­so ist die gan­ze Stadt ins­ge­samt sehr grün. 

Mit dem moder­nen Auf­zug im Stadt­teil Pfaf­fen­thal kann man aus der Unter­stadt wie­der in die Ober­stadt gelan­gen. Es lohnt sich schon allei­ne für die Aussicht. 

Beson­ders char­mant war auch einer der öffent­li­chen Müll­ei­mer, der einen freund­lich dar­an erin­ner­te, ihn doch bit­te auch zu benutzen. 

Auf­fäl­lig im Stadt­bild ist auch die “Rote Brü­cke”, ein Bau­werk aus den 1960er Jah­ren, die sich über das Tal der Stadt spannt. Sie ist von fast über­all aus wun­der­bar zu sehen. 

Le Pont Rouge — Die Rote Brücke 

Abge­se­hen von inter­es­san­ter Archi­tek­tur sind wir heu­te außer­dem in den Genuss eines Künst­ler­mark­tes in der Unter­stadt sowie eines wie auch immer gear­te­ten Fes­ti­vals gekom­men. Es gab Musik von einer Marsch­ka­pel­le und Cheer­lea­ding-Ein­la­gen dazu. 

Natur und Mittelalter

Nach einem ordent­li­chen Regen­guss ges­tern und mit deut­lich küh­le­ren Tem­pe­ra­tu­ren heu­te, war es der per­fek­te Tag für einen län­ge­ren Fuß­marsch. Wir setz­ten also mit der Fäh­re über ans ande­re Saa­ru­fer um durch den Wald zur Burg Mont­clair zu lau­fen. Der Weg durch den Wald ist schön und die Rui­ne sehens­wert. Es gibt dort ein klei­nes Bis­tro, das frei­tags und am Wochen­en­de geöff­net ist sowie eine klei­ne Aus­stel­lung zur Burg. Vor allem die Aus­sicht von den ehe­ma­li­gen Wehr­gän­gen und Ver­tei­di­gungs­plat­for­men aus lohnt sich wirk­lich! Man hat einen wun­der­ba­ren Blick über die Saar­schlei­fe und in Rich­tung Baumwipfelpfad. 

Die Burg selbst hat eine wech­sel­vol­le Geschich­te hin­ter sich und wur­de schließ­lich zer­stört, weil einer ihrer Burg­herrn sich als Raub­rit­ter und Zoll-Ein­trei­ber betä­tig­te, was bei den Ade­li­gen der Umge­bung nicht auf Bei­fall stieß. Naja, man kann ja nicht immer gewinnen … 

Für die zu buchen­den Füh­run­gen wer­den übri­gens Mitarbeiter:innen gesucht: bewer­ben kann man sich aktu­ell als Burg­da­me, Rit­ter oder Burg­ge­spenst — nur falls sich jemand beru­fen füh­len sollte … 

Weltindustriehochkulturerbedenkmal.

Und wie­der ist The Tim Tra­vel­ler mit einem Video schuld. Wenn man schon in der Gegend ist, soll­te man auch das UNESCO Welt­kul­tur­er­be hier besu­chen: Die still­ge­leg­te Völk­lin­ger Hüt­te.

Dabei han­delt es sich um das welt­weit ein­zi­ge voll­stän­dig erhal­te­ne Eisen­werk. Ein rie­si­ges Are­al mit über sie­ben (!) Kilo­me­ter Weg durch die Anla­ge und das Gelände.

Hier kann man Indus­trie­kul­tur haut­nah erle­ben, erfah­ren und die Geschich­te dahin­ter ent­de­cken. Weil das Gelän­de so unglaub­lich rie­sig ist, haben wir heu­te auch nichts ande­res gemacht und waren über sechs Stun­den auf dem Gelän­de unterwegs.

In der Geblä­se­hal­le ist aktu­ell auch eine Aus­stel­lung zur Welt der Musik­vi­de­os. Die haben wir uns jedoch nicht ange­se­hen, son­dern sind von dort an den Roh­ren ent­lang gegan­gen und haben über die Brü­cke die Stra­ße über­quert. Dort steht die gro­ße Sin­ter­hal­le, in der zu klei­nes Rest­ma­te­ri­al auf­be­rei­tet wird, um doch wie­der in den Hoch­öfen genutzt wer­den zu können:

Es gibt auch eine Aus­stel­lung zu den meh­re­ren tau­send Zwangs­ar­bei­tern die in den dunk­len Jah­ren der deut­schen Geschich­te hier aus­ge­beu­tet wurden.

Oft­mals ist die schie­re Kom­ple­xi­tät des Gan­zen ein­fach über­wäl­ti­gend. Hier eini­ge Ein­drü­cke der Anlagen:

Auch die Möl­ler­hal­le und die Erz­hal­le sind beein­dru­ckend. Dort wur­den Erz und Erz­ge­mi­sche gela­gert und von dort aus ver­teilt. Hier fin­den sich in den ehe­ma­li­gen Erz­bun­kern Kunst­wer­ke der Aus­tel­lung Urban Art. Die Hal­len sind ob ihrer Grö­ße ein­fach beein­dru­ckend. Die Möl­ler­hal­le war damals das größ­te Beton­bau­werk sei­ner Art.

Als wir die Möl­ler­hal­le durch­que­ren woll­ten, war dann der Kame­ra-Akku leer. Und weil ich der fes­ten Über­zeu­gung war, den zwei­ten zu Hau­se gela­den zu haben, war der natür­lich auch hier nicht gela­den wor­den. Daher ab jetzt Han­dy­fo­tos — sorry.

Unter der Möl­ler­hal­le ist ein bun­ker­ähn­li­ches Sys­tem von Schie­nen, in dem die Hän­ge­wa­gen für den Mate­ri­al­trans­port aus den ein­zel­nen Bun­kern gefüllt wer­den konn­ten. Düs­ter, klaus­tro­pho­bisch und bedrü­ckend. Die­se Ebe­ne beher­bergt eine Aus­stel­lung, die schlecht in Bil­dern fest­zu­hal­ten war.

Es folg­te der span­nen­de und anstren­gen­de Teil: wir bestie­gen den Hoch­ofen. Hier ist es — auf­grund vie­ler nied­ri­ger Stel­len — Pflicht, einen Helm zu tra­gen. Den bekommt man vor Ort an der Helm­sta­ti­on und kann sich dann an den Auf­stieg in 45m Höhe wagen. Die Aus­sicht ist fantastisch!

Die Aus­sicht von der obers­ten Platt­form bie­tet einen tol­len Blick. Und es gibt Bän­ke auf Schie­nen, so dass man sie sich zum gewünsch­ten Aus­blick rol­len kann. Aller­dings soll­te man schwin­del­frei sein, da man über Git­ter läuft.

Der Bereich der Kok­se­rei, wo das benö­tig­te Koks pro­du­ziert wur­de, ist jetzt “Das Para­dies”. Hier holt sich die Natur vie­les zurück und es ist ein impo­san­ter (teils ange­leg­ter) Gar­ten. Auch gibt es hier Bie­nen­völ­ker und natür­lich Kunst. Die­ser Bereich fühlt sich an, wie in einer Dys­to­pie. Ein ech­ter “Lost Place”:

Beein­dru­ckend auch der gro­ße Erz­schräg­auf­zug (ein tol­les Wort für Hang­man!). Hier wur­den die Hän­ge­wä­gen aus dem “Kel­ler” der Möl­ler­hal­le auf die gro­ße Tras­se oben an den Hoch­öfen gebracht. Das Sys­tem ist so kom­plex, dass eine Erwei­te­rung des Wer­kes nicht mög­lich war. Das Sys­tem war genau für die sechs Hoch­öfen ent­wor­fen worden.

Zum Schluss sind wir an den offe­nen Erz­bun­kern vor­bei gelau­fen. Auch die wur­den von der Natur wie­der­erobert und der alte 18t-Kran wacht nur noch über Bäu­me und Sträucher.

Alles in Allem ein sehr beein­dru­cken­der Kom­plex. Der unglaub­li­che Auf­wand, der hier betrie­ben wor­den ist, beein­druckt. Bis zu sei­ner Stil­le­gung 1986 hat das Werk knapp 60 Mil­lio­nen Ton­nen Eisen pro­du­ziert. 17.500 Men­schen waren hier ange­stellt. Die Stadt Völk­lin­gen leb­te den Ryth­mus des Eisen­wer­kes, das Quiet­schen der Hän­ge­wä­gen war wohl weit­hin zu hören.

Ich kann jedem, der in die Gegend kommt, nur emp­feh­len, hier mal vor­bei zu schauen.

Architek-Tour

Ges­tern sind wir nach Pill­nitz raus­ge­fah­ren, einem mitt­ler­wei­le ein­ge­mein­de­ten Ort am Ran­de von Dres­den. Mit der Fäh­re ging es über die Elbe zum gleich­na­mi­gen Schloss mit Park und ich muss sagen: die­ser Aus­flug hat sich rich­tig gelohnt! Über eine Kas­ta­ni­en­al­lee (die August der Star­ke eigent­lich als Ver­bin­dungs­stück zwi­schen sei­nem Som­mer­schloss in Pill­nitz und Dres­den geplant hat­te, bevor ihm das Geld aus­ging) erreicht man von einem male­ri­schen Park­platz aus das sehens­wer­te Schlossgelände. 

Schloss­gar­ten in Pill­nitz, mit Blick auf die Kastanienalle

Wäh­rend einer unge­fähr ein­stün­di­gen Füh­rung haben wir viel Wis­sens­wer­tes über den Gar­ten und die Gebäu­de erfah­ren. Anschlie­ßend haben wir uns im Schlossca­fé erst ein­mal diver­se Heiß­ge­trän­ke gegönnt, bevor wir das Gelän­de noch wei­ter erkun­det haben. 

Was­ser­pa­lais an der Elbseite
Haupt­haus

Beson­ders gut hat uns die Viel­sei­tig­keit des Parks gefal­len. Wir haben eini­ge abge­le­ge­ne, lau­schi­ge Ecken ent­deckt. Pal­men­haus und Oran­ge­rie sind momen­tan wegen der Coro­na-Pan­de­mie lei­der nicht zu besich­ti­gen, aber wir konn­ten es nicht las­sen, die präch­ti­gen Pflan­zen durch die zahl­rei­chen Fens­ter zu bewun­dern. Die Oran­ge­rie beher­bergt sogar noch 6 Oran­gen­bäu­me, die August der Star­ke vor ca. 300 Jah­ren selbst erwor­ben hat! Da die Schloss­gärt­ner Mit­te Okto­ber schon eif­rig damit beschäf­tigt sind, den Gar­ten win­ter­fest zu machen, waren vie­le Kübel­pflan­zen lei­der schon von den Wegen verschwunden. 

Blick auf den herbst­lich ver­färb­ten kana­di­schen Ahorn
Eng­li­scher Pavillon 
Im Innern des Pavillons

Am Spät­nach­mit­tag wur­de lei­der das Wet­ter schlech­ter, wes­halb wir uns aus dem Park in das Berg­pa­lais flüch­te­ten. Hier waren wir vor allem von den Gestal­tung der Wän­de und Decken beein­druckt. Auch wenn die asia­tisch inspi­rier­ten Male­rei­en viel­leicht etwas kit­schig wir­ken mögen, sind sie doch beeindruckend. 

Im Innern des Bergpalais

Was­ser­pa­lais und Berg­pa­lais lie­gen sich im Übri­gen gegen­über, getrennt durch ein Ron­dell mit Fon­tä­ne. Das Was­ser­pa­lais schul­det sei­nen Namen der Elbe, die hin­ter dem Gebäu­de fließt, und das Berg­pa­lais den Aus­läu­fern des Lau­sitz, die das Bau­werk flankieren. 

Wer sich für Schlös­ser und Schloss­parks begeis­tern kann, dem sei Pill­nitz wärms­tens emp­foh­len! Wir haben hier eini­ge ver­gnüg­li­che Stun­den ver­bracht — wie ehe­dem der zum Lust­wan­deln aus Dres­den ange­reis­te Adel. 

Kontraste

Dres­den ist eine Stadt der Kon­tras­te. Hier fin­det man viel Gegen­sätz­li­ches. Sym­bo­lisch zum Beispiel:

Im Vor­der­grund der Gol­de­ne Rei­ter, eine beein­dru­cken­de Prunk-Sta­tue August des Star­ken. Im Hin­ter­grund Plattenbau.

Ange­baut an die alt-ehr­wür­di­ge Sem­per­oper fin­det sich ein Bau im Stil der 70er mit pas­sen­den Design-Ele­men­ten. Dres­den ist gleich­zei­tig Groß­stadt und ruhi­ger Ort. Die alte Innen­stadt hat gro­ße Plät­ze, wenig Ver­kehr und Platz für Menschen.

Dort fin­den sich Glas­ge­bäu­de neben alten Rei­hen­häu­sern, direkt gegen­über der Frau­en­kir­che. Hier tref­fen sich Moder­ne und Altertum.

Vie­le der alten impo­san­ten Pracht­bau­ten sind im Krieg zer­stört wor­den, wenn nicht durch Bom­ben, dann durch Feu­er (wie die Frau­en­kir­che). Das Alles wird wie­der auf­ge­baut und Dres­den ist eine Samm­lung von (Groß-)Baustellen. Den Charme des Alten ver­sucht man dabei zu erhal­ten, bei his­to­ri­schen Gebäu­den auch mög­lichst originalgetreu.

Die Frau­en­kir­che ist dabei ein sehr impo­san­tes Bei­spiel. Sie geriet am 13. Febru­ar 1945 beim Bom­ben­an­griff in Brand und ist am 15. Febru­ar dann ein­ge­stürzt. Die Rui­ne lag 50 Jah­re lang auf dem Platz. Nun ist sie selbst ein Bild­nis der Kon­tras­te. Erbaut aus viel altem und neu­em Mate­ri­al hat sie von außen sowohl alte, dunk­le als auch neue hel­le Stei­ne. Sie ist ori­gi­nal­ge­treu auf­ge­baut und modern ausgestattet.

Mischung aus Alt (dun­kel, der Teil ganz links) und Neu.
Beim Auf­stieg auf die Kup­pel kann man in den Teil in der obe­ren Kup­pel über dem Altar­raum hineinsehen.

Wir sind oben auf die Kup­pel gestie­gen und haben den Blick über Dres­den genos­sen. Hier kann man viel von der Alt­stadt sehen und über viel Neu­es und Altes staunen.

Die mitt­le­re Hälf­te (nach dem ers­ten Vier­tel ab der Ein­rüs­tung und bis zum grü­nen Dach) ist eine(!) Baustelle.
Der Neu­markt vor der Frau­en­kir­che. Ein rie­si­ger Platz, die Sta­tue ist Mar­tin Luther. Er schaut auf den moder­nen Glas-Auf­zug, der zur Tief­ga­ra­ge unter dem Platz führt. Im Hin­ter­grund das schwar­ze Dach der Phil­har­mo­nie im Kul­tur­pa­last — ein sozia­lis­tisch-klas­si­zis­ti­scher Ensem­ble­bau von 1968. Links ein schma­les Glas­ge­bäu­de zwi­schen den alten Fron­ten, das Muse­ums­gas­tro­no­mie beinhaltet.

Kul-Tour

In Dres­den gibt es mas­sen­wei­se Kul­tur zum Stau­nen und (teil­wei­se) Anfas­sen. Was machen wir also, wenn das Wet­ter nicht so will, wie wir wol­len? Rich­tig! Muse­en und Aus­stel­lun­gen besuchen. 

Bereits am Diens­tag sind wir vor dem Regen geflüch­tet und haben uns in die Welt der DDR geret­tet. Es ist vor allem eine Samm­lung von All­tags­ge­gen­stän­den und Fotos des Arbei­ter-und Bau­ern­staats vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung. Man­ches war uns bekannt (DDR-Sand­männ­chen!), ande­res völ­lig fremd und wir haben auf jeden Fall eini­ges gelernt. 

Fahr­zeu­ge, Ost-Edition
Wohn­zim­mer (Möbel­bau­kas­ten­sys­tem)
Auto­dach­zelt für den Trabi
‘Des­sau­er’ Küche

Da heu­te das Wet­ter auch eher beschei­den war, haben wir den Mathe­ma­tisch-Phy­si­ka­li­schen Salon im Zwin­ger auf­ge­sucht. Hier wer­den High-Tech-Objek­te der Ver­gan­gen­heit aus­ge­stellt und erklärt: man fin­det hier alte Uhren in allen Grö­ßen und For­men, diver­se Mess­ge­rä­te, Glo­ben und Pla­ne­ten­mo­del­le, Tele­sko­pe… um nur eini­ges zu nen­nen. Auch in die­ser sehr inter­es­san­ten, schön prä­sen­tier­ten Aus­stel­lung haben wir wie­der eini­ges Neu­es erfah­ren.
Fas­zi­nie­rend fand ich zum Bei­spiel, dass es Rei­se-Son­nen­uh­ren gab, die man ein­fach mit sich füh­ren konn­te, und dass man­che Model­le mit­hil­fe des Mond­lichts auch nachts die Zeit anzei­gen konn­ten. Es gab auch spe­zi­el­le Nachtuh­ren, Noc­turna­le genannt, anhand derer man die Uhr­zeit unter zur Hil­fe­nah­me der Ster­ne bestim­men konn­te. Ich wuss­te außer­dem auch nicht, dass es bestimm­te Win­kel­mes­ser gab, die man auf Kano­nen und ande­re Feu­er­waf­fen set­zen konn­te, um die Flug­bahn der Muni­ti­on zu berech­nen — man woll­te das Ziel schließ­lich auch tref­fen. Wer sich also für die eher tech­ni­sche Sei­te der Geschich­te inter­es­siert, ist hier rich­tig aufgehoben!

Blick in die Tech­nik eines his­to­ri­schen Chronometers
Pla­ne­ten­uhr (Bau­zeit 1563–1568) des Kur­fürs­ten August von Sachsen
Brenn­spie­gel aus Kupfer
Vaku­um-Maschi­ne (vor allem für Expe­ri­men­te interessant)

Weil wir uns auch sehr dafür inter­es­sier­ten, wie der Zwin­ger eigent­lich ent­stand, sind wir im Anschluss noch in die Zwin­ger Xpe­ri­ence gegan­gen, eine Mul­ti­me­dia-Aus­stel­lung (Audio, Pro­jek­tio­nen, VR-Bril­len) über die Geschich­te des Bau­werks. Sehr gut gemacht und abso­lut empfehlenswert!

Schiet­wet­ter — Sym­bol­bild mit Ehegesponst

Drahtesel

Wir sind ohne Auto auf der Insel (Bor­kum lässt grü­ßen). Da man sich ja irgend­wie vor­wärts bewe­gen möch­te und nicht alles fuß­läu­fig erreich­bar ist, bie­ten sich Fahr­rä­der an (in den Bus möch­te man sich auch nicht stän­dig mit Mas­ke auf der Nase quet­schen). Mit dem Rad kann man dann wun­der­bar hier her­um­fah­ren, zum Bei­spiel ans ande­re Ende der Insel nach Witt­dün, oder erst ein­mal nur bis zum nächs­ten Ort, nach Nebel.

In Nebel gibt es einen his­to­ri­schen Orts­kern mit vie­len typisch frie­si­schen Häu­sern, die oft sehr hüb­sche Vor­gär­ten haben. Reed­ge­deck­te Dächer sieht man natür­lich auch sehr viele. 

Wohn­haus in Nebel

Es gibt außer­dem eine alte Müh­le (Dr. Who Fans könn­ten sich an einen Dalek erin­nert füh­len) sowie eine Kir­che mit Fried­hof. Der alte Grab­stein eines ehe­ma­li­gen Mül­lers ist auch dort auch zu sehen, so wie vie­le ande­re spre­chen­de Stei­ne (man­che haben einen QR-Code, der zu einer Web­site mit zusätz­li­chen Infos führt). 

Die St. Cle­mens-Kir­che selbst ist alt, rela­tiv klein aber inter­es­sant. Obwohl — wie in den meis­ten Kir­chen — um Spen­den für die Instand­hal­tung gebe­ten wird, ist St. Cle­mens in gutem Zustand und wirkt freund­lich und sehr gepflegt. Tat­säch­lich fin­den sich in der Kir­che eini­ge sehr alte Schät­ze, wie zum Bei­spiel ein Sakra­men­ten­schrank und geschnitz­te Holz­fi­gu­ren der Apostel. 

St. Cle­mens in Nebel 
St. Cle­mens — Innenansicht
Dalek — äh, Müh­le in Nebel 

Wer bis nach Witt­dün radeln möch­te, kann ein­fach über den Deich fah­ren. Eine sehr schö­ne Stre­cke mit wun­der­ba­rer Aus­sicht! Der Ort selbst bie­tet — neben dem Café Kaf­fee­flut, das wirk­lich zu emp­feh­len ist — eini­ge net­te Läden und eine schö­ne Strand­pro­me­na­de, die man ent­we­der ent­lang­spa­zie­ren oder, auf einer der vie­len Bän­ke sit­zend, ein­fach von der Aus­sicht her genie­ßen kann. 

Witt­dü­ner Hafenanlagen

Bergwanderung

Das Lied “In the Dutch Moun­ta­ins” von The Nits kann sich ja — tech­nisch gese­hen — nur auf Dünen bezie­hen. Und Dünen sind für Nie­der­län­der und Inseln wie Amrum über­le­bens­wich­tig. Daher gibt es auf Amrum vie­le Dünen und man kann sie auf Boh­len­we­gen durchwandern.

Boh­len­weg in den Dünen west­lich von Norddorf.
Es gibt ab und an klei­ne Wäld­chen in den Dünen.

Die­ses Natur­wun­der wird bewohnt von vie­len klei­nen und etwas grö­ße­ren Tie­ren. Am auf­fäl­ligs­ten sind dabei die Vögel. Eini­ge sieht man beson­ders häu­fig, wie etwa Sil­ber­mö­ven und Fasane:

Sil­ber­mö­ve in der Düne
Fasa­nen­weib­chen — mit wuse­li­gen Jun­gen, die sich nicht foto­gra­fie­ren las­sen wollten.
Eine gar nicht scheue Rauch­schwal­be auf dem Gelän­der des Bohlenwegs.

Auf Amrum fin­det sich auch viel aus der Ver­gan­gen­heit, wie Hügel­grä­ber und Stein­grä­ber aus der Bron­ze­zeit. Eines davon liegt in den Nord­dor­fer Dünen und stammt von etwa 1.500 vor Christus:

Das Hügel­grab im Düüw­dääl (Tau­ben­tal) in den Dünen, frei­ge­legt im Coro­na-Lock­down.

Am Ende des Weges hat man dann noch eine schö­ne Aus­sicht über den Strand, von der Aus­sichts­platt­form mit dem pas­sen­den Namen “Him­mels­lei­ter”:

Der Weg zur Aus­sichts­platt­form — etwas krumm und schief, aber stabil.
Die Aus­sicht über den Strand und die Aus­läu­fer der Dünen

Die Insel Vilm

Am Frei­tag, unse­rem letz­ten ‘rich­ti­gen’ Urlaubs­tag, ging es per Schiff (“Jul­chen”) rüber zur Insel Vilm. Der Vilm, wie die Ein­hei­mi­schen sagen (vom alt­sla­wi­schen “Der Ulmen­hain”) ist Natur­schutz­ge­biet und für die Öffent­lich­keit gesperrt. Man kann eine Füh­rung buchen, was wir getan haben, und als Grup­pe über die Insel wan­dern.
Das Wet­ter war eher beschei­den und wech­sel­te zwi­schen tro­cken und feucht; letz­te­res bot die bei­den Optio­nen ‘Nie­sel­re­gen’ und ‘patsch­nass’. Gelohnt hat sich der Gang über die Insel auf jeden Fall!

Der Vilm, vom Boot aus gesehen 

Auf der Insel gibt es eine Sied­lung, die heu­te haupt­säch­lich von For­schern — Mee­res­bio­lo­gen und ähn­li­chem — genutzt wird. Sie ist zu Beginn der 1960er Jah­re ent­stan­den, als der Vilm für die Öffent­lich­keit gesperrt und zur Feri­en­oa­se für hohe SED-Par­tei­funk­tio­nä­re wur­de. Vor­her war er für alle Urlau­ber nutz­bar, was der Natur aber sehr gescha­det hat. 

Ein Teil der reno­vier­ten Sied­lung auf der Vilm

Wäh­rend der Wan­de­rung über die Insel erfährt man sehr viel Wis­sens­wer­tes über Flo­ra und Fau­na, aber auch über die Geschich­te der Insel. Bei­spiels­wei­se gibt es allein auf der Insel Vilm 48 bestä­tig­te Schne­cken­ar­ten, aber auch Maul­wür­fe und Füch­se (die im Som­mer, recht wenig Fut­ter fin­den und dank der noch nicht ganz rei­fen Mira­bel­len jetzt Durch­fall haben …). Ein See­ad­ler-Päar­chen brü­tet seit Jah­ren erfolg­reich auf der Vilm. Der Wald wird domi­niert von Laub­bäu­men und die weni­gen Nadel­bäu­me, die es noch gibt, wer­den wahr­schein­lich die nächs­ten 20 Jah­re nicht über­le­ben. Ursprüng­lich gab es in den euro­päi­schen Wäl­dern wohl kei­ne Nadel­bäu­me; sie sie­del­ten sich erst durch die Ein­grif­fe des Men­schen an. 

Im Gän­se­marsch die Anhö­he hinauf 
Beein­dru­cken­de Wuchs­for­men der Bäume 
Vom Blitz getrof­fe­ne Buche
Blick auf den Strand, aber: Schwim­men ver­bo­ten! (Natur­schutz­ge­biet …)
Man wun­dert sich nicht, dass sich die hohen Her­ren der DDR hier wohlfühlten … 

Wir waren begeis­tert von der seit Jah­ren unbe­rühr­ten Natur der Insel und haben die Exkur­si­on sehr genossen. 🙂