Gestern Abend haben wir uns gegen halb 9 ins Zentrum aufgemacht, um am “Stadtrundgang zur Geisterstunde”, einer Nachtwächterführung zu den dunklen Seiten der Insel, teilzunehmen. Zwei Stunden dauerte der Rundgang, bei dem wir viel über die Vergangenheit der Hochseeinsel erfuhren. Wir wissen jetzt also, wieso manchmal Radargeräte auf dem Emdener Flohmarkt käuflich zu erwerben sind, warum der Spielplatz neben der Mutter-Kind-Klinik keinen Sandkasten hat und wie früher viele Borkumer Ehen zustande kamen.
Auch die Entstehung zweier Sprichwörter wurde uns erklärt:
Kinder oder schmächtige Erwachsene werden gerne schon mal als “halbe Portion” bezeichnet. Dieser Ausdruck kommt vom alten preußischen Strandrecht, das jedem arbeitsfähigen Erwachsenen eine “halbe Portion” vom gesammelten Strandgut zugestand.
Natürlich findet man am Strand manchmal auch Treibgut, das man nicht mit anderen teilen möchte, weil es sehr wertvoll ist. Ratsam war und ist es immer noch, jenes in den Dünen zu vergraben, “bis Gras über die Sache gewachsen” ist, und es erst viel später wieder auszubuddeln.
Nach all den schaurigen und kuriosen Geschichten aus Borkums Vergangenheit mussten wir uns unbedingt stärken. Passenderweise hat es uns in die “Black Pearl” verschlagen, eine beliebte Cocktailbar im Stadtzentrum. Nach einem Ipanema, zwei Pina Coladas und einem Coco Loco fühlten wir uns mutig genug, den Heimweg durch die düsteren Straßen anzutreten …